Dr. Rolf Deml wird mit Jahresbeginn 2022 neuer Geschäftsführer der Börse Düsseldorf
Dr. Rolf Deml wird mit Jahresbeginn 2022 neuer Geschäftsführer der Börse Düsseldorf

Düsseldorf – Das Coronavirus, das für viele wirtschaftliche Verwerfungen sorgt, treibt auch die deutschen Börsianer seit Langem um. Anfang 2021 suchte die Börse Düsseldorf zum 20. Mal das „Börsen-Unwort“ für das vorangegangene Jahr. Die Börsenmakler, Wertpapierhändler und Handelsplatzmitarbeiter wählten „Corona-Gewinner“ zum Negativbegriff der Medien- und Finanzbranche im Jahr 2020. Nachdem die Finanzmärkte infolge rasant steigender Covid-19-Fallzahlen und erster Lockdown-Maßnahmen massive Einbrüche erlitten hatten, konnten einzelne Branchen von der gewandelten Nachfragesituation klar profitieren und bei den Aktienkursen deutlich zulegen. „Der Begriff Corona-Gewinner wurde an der Börse schnell gängig für die Krisenprofiteure etwa in den Geschäftsfeldern Lieferdienste, Videokonferenzen, oder Streaming/Gaming“, erläuterte Thomas Dierkes in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Düsseldorfer Börse. Diese Unternehmen hätten in der Krise Mut bewiesen und gezielt auf die Nachfrage reagiert. Andere wären aber zu Corona-Verlierern geworden, ohne selbst unternehmerisch irgendetwas falsch gemacht zu haben, bedauerte er. Der Erfolg sei allen gegönnt, die mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen seien. „Doch gefeiert zu werden als Profiteure eines externen Ereignisses mit so weitreichenden Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und Gesundheit erscheint mindestens zynisch“, sagte Dierkes und mahnte: „In einer Krise gilt es, zusammenzustehen und sich solidarisch zu zeigen.“

Trotz der Corona-Krise konnte die Trägergesellschaft der Börse ihr Dienstleistungsspektrum erweitern

Die Geschäftsführung des Düsseldorfer Handelsplatzes ließ sich von der unsicheren Marktlage aber wenig beeindrucken und baute das Dienstleistungsspektrum für Emittenten im Primärmarkt und allgemeinen Freiverkehr systematisch aus. Dieser Primärmarkt ist eine Plattform für Wertpapiere mit Erstlisting an der Börse Düsseldorf. Er bietet gerade kleineren und mittelgroßen Unternehmen neben dem regulierten Markt als Teil des Freiverkehrs ein spezielles Segment zum Listing von Aktien und Anleihen. Erhöhte Transparenzpflichten machen den Primärmarkt auch für Anleger interessant, die auf der Suche nach besonderen Investment-Möglichkeiten sind. Emittenten müssen sich verpflichten, besondere Publizitätsstandards einzuhalten und die Anleger mit umfassenden Informationen rund um das Unternehmen zu versorgen. In dem Listing-Segment im Freiverkehr sind Aktien, Anleihen und weitere Produkte wie beispielsweise Genussscheine notiert.

Im Februar 2021 wurde bekannt gegeben, dass die Renaissance Management & Consulting GmbH mit Sitz in Köln ein neuer Kapitalmarktpartner am Primärmarkt des Düsseldorfer Handelsplatzes wird. Das Tochterunternehmen der Scherzer & Co. AG verfügt über eine enorme Kapitalmarkterfahrung und stützt sich auf ein breites Kompetenz-Netzwerk. Renaissance-Geschäftsführer Dr. Georg Issels lobte die Zusammenarbeit in höchsten Tönen: „Die Listing-Aktivitäten der Börse Düsseldorf bieten für uns großes Potenzial bei der Zusammenführung interessierter Investoren sowie bei der Erweiterung und unseres Kundenstamms auf Unternehmensseite.“ Ein halbes Jahr später konnte die Börse Düsseldorf die BankM AG als weiteren Partner am Primärmarkt begrüßen. Das renommierte Frankfurter Bankhaus hat sich mit der Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung mittelständischer Unternehmen einen guten Namen gemacht. Ralf Hellfritsch, Vorstand der BankM AG, erklärte auf Nachfrage: „Der Primärmarkt bietet uns neue Möglichkeiten, mittelständische Unternehmen mit unserem breiten Dienstleistungsangebot am Kapitalmarkt zu unterstützen und gleichzeitig viele Vorteile für Investoren, sodass verschiedene Seiten von der Zusammenarbeit profitieren werden.“

Unlängst informierten die Geschäftsführer der Börsen Düsseldorf, Hamburg und Hannover über die Erweiterung ihrer Handelszeiten. Seit Ende November 2021 können Anleger montags bis freitags von 8.00 bis 22.00 Uhr handeln, was bis dahin bloß bis 20.00 Uhr möglich war. So wird die Handelszeit mit den elektronischen Handelssystemen Quotrix und LS Exchange, an denen man bereits bis 22.00 Uhr beziehungsweise 23.00 Uhr handeln kann, harmonisiert. Damit werden im Interesse der Anleger auch die Handelszeiten an den wichtigsten US-Börsen stärker berücksichtigt.

Trägergesellschaft der Düsseldorfer Börse, aber auch der in Hamburg und Hannover, ist die BÖAG Börsen AG. Deren Gesellschafter sind zu gleichen Teilen der Verein der Mitglieder der Hanseatischen Wertpapierbörse in Hamburg und der Niedersächsische Börse zu Hannover e.V. Die Aktiengesellschaft betreibt des Weiteren besondere Handelsplattformen wie die Fondsbörse Deutschland als führenden Erst- und Zweitmarkt im Bereich der Alternativen Investmentfonds. Anfang 2017 begann die konkrete Kooperation der BÖAG Börsen AG mit der Börse Düsseldorf. Durch Bündelung der Ressourcen und Vernetzung des Know-hows der einzelnen Handelsplätze profitieren die Düsseldorfer, Hamburger und Hannoveraner Börse gleichermaßen. Mit dieser Synergiebildung ist der Weg für weitere Innovationen im Handel von Finanzprodukten und damit zu einer deutlichen Stärkung der Wettbewerbsposition der BÖAG Börsen AG geebnet.

Als Aktiengesellschaft verfügt die Börsen-Betreiberin über die gesetzlichen Organe Aufsichtsrat und Vorstand. Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Jürgen Kösters, und die Geschäftsführung liegt in den Händen von Hendrik Janssen und Dr. Thomas Ledermann als vertretungsberechtigtem Vorstand. Am 1. Januar 2022 übernimmt Dr. Rolf Deml die Geschäftsführung der Börse Düsseldorf. Der Jurist, der zuvor schon als Leiter der Handelsüberwachung der Terminbörse Eurex in Zürich und Geschäftsführer der Börse Stuttgart einschlägige Erfahrungen sammelte, übernimmt die Aufgabe von Thomas Dierkes. Der war 14 Jahre lang Geschäftsführer in Düsseldorf und scheidet zum Jahresende 2021 auf eigenen Wunsch aus. Neben Deml gehören der Geschäftsführung Ledermann und Janssen als Vorstände der BÖAG Börsen AG an. „Wir freuen uns, mit Dr. Rolf Deml einen erfahrenen Börsen-Geschäftsführer gewonnen zu haben, der uns mit seiner Expertise dabei unterstützen wird, sowohl Bewährtes weiter auszubauen, wie auch neue Wege zu gehen“, sagte Thomas Ledermann. 

Auch im Jahr 2021 setzte die BÖAG Börsen AG ihr Wachstum fort. Mit einem Handelsvolumen von 76 Milliarden Euro konnten die BÖAG-Handelsplätze ihr Vorjahresniveau von 50 Milliarden Euro um 52 Prozent steigern. „Wie bereits im Jahr zuvor beeinflusste die Entwicklung der Corona-Pandemie in starkem Maße die Märkte und sorgte für viel Handelsbewegung“, stellte Ledermann fest. „Erneut konnten insbesondere die elektronischen Handelsplätze ihre Umsätze steigern und vom Brokerage-Boom profitieren.“ Der schnelle und kostengünstige Handel über Neobroker habe viele neue Anlegergruppen angezogen und ein stärkeres Bewusstsein für Wertpapiere geschaffen.

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