Das schweizerische Küssnacht hat rund 12.000 Einwohner.
Das schweizerische Küssnacht hat rund 12.000 Einwohner.


Küssnacht am Rigi – Angesichts der Klimaveränderungen steht auch die Landwirtschaft unter enormem Innovationsdruck. Zu den Innovationstreibern gehören vertikale Indoor-Farmen, die Lebensmittel ebenso nachhaltig wie platzsparend in Großstädten produzieren. Den Anbau von Obst und Gemüse auf mehreren Produktionsetagen nennt man „vertikale Landwirtschaft“. Werden die Pflanzen auch noch vollständig ohne Sonnenlicht angebaut, wird von „Indoor-Farming“ gesprochen. Vielerorts entstehen derzeit vertikale Farmen für einen möglichst effizienten Obst- und Gemüseanbau. Diese Form der Landwirtschaft kann zukünftig einen entscheidenden Beitrag zur Ernährungssicherheit einer wachsenden Weltbevölkerung leisten. Nach Hochrechnungen der Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 schon 9,7 Milliarden Menschen die Erde bewohnen. Die explodierende Bevölkerungszahl belastet den Ressourcenverbrauch und verschärft das Problem der weltweiten Lebensmittelknappheit. Durch die steigende Weltbevölkerung verkleinert sich die nutzbare Landwirtschaftsfläche immer weiter. Und durch Überweidung, Versiegelung und Monokulturen geht immer mehr fruchtbarer Boden zur Lebensmittelerzeugung verloren.

Um die Ernteerträge ohne klimaschädliche Waldrodungen zu erhöhen, setzen immer mehr Investoren auf vertikale Farmen, die ganzjährig auf wenig Fläche große Mengen an Lebensmitteln erzeugen können. Die vertikale Landwirtschaft dient aber nicht nur der globalen Ernährungssicherung, sondern auch der Eindämmung des Klimawandels und der Senkung des Wasserverbrauchs. Vertikale Farmen verbrauchen wegen ihrer innovativen Wassersysteme nur maximal zehn Prozent des „normalen“ landwirtschaftlichen Wasserbedarfs. Weil Schädlinge und Krankheiten in den geschlossenen Anbausystemen nicht existieren, kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduziert werden. Gerade in trockenen Weltregionen wie dem Nahen Osten empfiehlt sich die „Vertikalisierung“ landwirtschaftlicher Anbautechniken, um Obst und Gemüse nicht länger teuer importieren zu müssen. In diesen Gegenden können vertikale Farmen besonders kostengünstig mit Solarenergie betrieben werden.

Einer der Ideengeber für vertikale Indoor-Farmen ist die Mabewo AG aus Küssnacht am Rigi in der Zentralschweiz. Unter ihrem Dach sind Unternehmen vereint, die an der Entwicklung und dem Betrieb nachhaltiger Produktionsverfahren arbeiten. Ressourcen wie Land, Boden, Wasser und Nährstoffe sollen geschont und äußerst effektiv eingesetzt werden. Die Geschäftsidee ist, Indoor-Farming und Nahversorgung mit der Förderung erneuerbarer Energien zu kombinieren. In der Eigenschaft als Beteiligungsgesellschaft investiert Mabewo deshalb in nachhaltige Produktionstechniken für viele Anwendungsbereiche. Dabei konzentriert man sich auf die Marktsegmente Indoor-Farming, Pharma-Solutions und Clean-Energy. Die Unternehmensgruppe beschreibt ihre „Mission“ so: „Wir stellen nachhaltige Lösungen für die stetig wachsende Weltbevölkerung zur Verfügung. Wir versorgen die Welt mit frischen, gesunden Nahrungsmitteln, medizinischen Grundstoffen und sauberem Strom. Wir übernehmen Verantwortung für die Gesundheit unserer Mitmenschen und den Schutz der Umwelt.“

Diesen hohen Ansprüchen will man mit standardisierten Produktionsanlagen gerecht werden, die vollautomatisiert und flexibel-modular einen hocheffizienten Pflanzenanbau garantieren – und das unabhängig von Standort- und Klimafragen. Unter Einsatz erneuerbarer Energien und ressourcenschonender Produktionsverfahren soll durch Indoor-Farming-Module eine gesunde und umweltfreundliche Nahversorgung mit Lebensmitteln sichergestellt werden. Über die Beteiligung an der Firma „Mabewo Green3“ arbeitet die Unternehmensgruppe an innovativen Indoor-Farming-Konzepten, in deren Mittelpunkt eine intelligente Prozesssteuerung steht. Versierte Hard- und Softwareingenieure entwickeln zusammen mit Pflanzenanbauern, Mechatronikern und Konstrukteuren neuartige Indoor-Farming-Systeme. „Dabei entsteht ein System für den ganzjährigen und zuverlässigen Anbau von Pflanzen als gesunde Nahrungsmittel und als Grundstoffe für die Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie“, erläutert Alexander Thali. Der Projektleiter von Mabewo Green3 weist darauf hin, dass die entwickelten Indoor-Farming-Anlagen modular aufgebaut sind, um mit variablem Ausbau und minimalem Aufwand qualitativ hochwertige Erzeugnisse zu liefern. Mithilfe einer großen Photovoltaikanlage wird für die Pflanzenproduktion zudem sauberer Strom genutzt.

Die Anlagen für die Herstellung von Salaten, Microgreens, Pilzen und Kräutern werden von Mabewo unter der Marke „Food & Energy Campus“ vertrieben und kontinuierlich optimiert. Das Angebaute wird vor Ort verkauft und versorgt damit die Region mit nachhaltig erzeugten Produkten. Die verwendeten Green Domes verbinden Solarenergie und Indoor-Farming auf fast mustergültige Weise. Im Inneren der Gartenstudios beziehungsweise Gewächshäuser sorgen automatisierte Anbau-Module für ideale Wachstumsbedingungen der Pflanzen, und die Solarpaneelen auf den Dächern stellen die klimafreundliche Energieversorgung sicher. Die erste eigene Indoor-Farming-Anlage wurde Ende letzten Jahres auf dem „Food & Energy Campus“ in Groß-Gerau in Betrieb genommen. Green Domes gelten als eine Antwort auf die immer schwierigere Versorgung vieler Erdteile mit Grundnahrungsmitteln. Unter kontrollierten Vor-Ort-Bedingungen wachsen die Pflanzen schnell, sicher und nachhaltig. „Geringer Wasserverbrauch durch das Hydroponik-Verfahren und optimale Platzausnutzung durch Etagenanbau sind die Grundlage für die Schonung der wichtigsten Ressourcen: Wasser und Land“, heißt es auf Nachfrage seitens Mabewo. Die Aktiengesellschaft teilt in diesem Zusammenhang mit, dass Green Domes auch die Möglichkeit zur geschützten Kultivierung nicht-heimischer Pflanzen bieten: „So gelangen beispielsweise die hierzulande beliebten Superfoods ohne die üblichen langen Transportwege in Bio-Qualität auf heimische Teller.“

Die Indoor-Farming-Experten aus der Zentralschweiz bieten sich als lokale Partner und Investoren an, um die Grundversorgung der Hotellerie und Gastronomie ganzer Regionen zu übernehmen. Um entgegen dem Globalisierungstrend weltweiter Lieferketten etwas für den Klimaschutz zu tun, fördert Mabewo den Anbau lokaler Produkte in unmittelbarer Nähe der Konsumenten. So kommen frische Waren ohne Zeitverlust und transportbedingte Umweltverschmutzung zu den Endverbrauchern. „Denn das nachhaltige Produktionsverfahren in unseren Anlagen nutzt Innovation und Technik, um Gemüse und Kräuter mit Solarenergie und dem Hydroponik-Verfahren effizient, lokal und biologisch herzustellen“, erklärt die Unternehmensgruppe, die offenbar noch große Ziele hat.

x