Mallorca gilt als Sehnsuchtsort für viele Deutsche und Österreicher
Mallorca gilt als Sehnsuchtsort für viele Deutsche und Österreicher


Palma – Nach dem Ende der Corona-Restriktionen ist das pralle Leben auf die Lieblingsinsel der Deutschen zurückgekehrt. Zum Start der Party-Saison auf Mallorca zogen die Kultlokale am Ballermann so viele Menschen an wie schon lange nicht mehr. Laut der „Mallorca Zeitung“ platzte der „Bierkönig“ bei bester Stimmung aus allen Nähten. Für das Auftakt-Wochenende hatten sich dort Künstler wie Peter Wackel, Mia Julia, Julian Sommer, Dorfrocker, Unnormal, Sabbotage, Tim Toupet, Specktakel, Asphalt Anton, Kreisligalegende, Zipfelbuben, Rumbombe und Roberto Silver angekündigt. „Es hat noch nie so viel Spaß gemacht, im Bierkönig zu arbeiten“, sagte DJ Aaron der Zeitung. Der „Megapark“ zog wenige Tage später nach. Die Opening-Partys sind ein kultverdächtiger Touristenmagnet, haben aber mit der eigentlichen Eröffnung der Lokale nichts zu tun. Der „Bierkönig“ ist ganzjährig geöffnet und zieht auch in der Nebensaison Besucher an. Ende März öffnete der „Megapark“ seine Pforten und will bei der Programmgestaltung neue Wege gehen. Stimmungslieder über Sex und Alkohol gelten dort neuerdings als verpönt und sollen keine Bühne mehr bekommen. Mit einer Lasershow will man den Partys vielmehr eine glamouröse Aura verpassen. Die Regionalregierung ist schon seit Jahren bemüht, den „Sauftourismus“ einzudämmen und stattdessen den „Qualitätstourismus“ zu stärken. Seit dem letzten Jahr gilt in den Nachtclubs der Insel ein Verhaltenskodex, der vorsieht, Betrunkenen den Zutritt zu verwehren und von den Gästen Mindeststandards bei der Bekleidung zu verlangen.

„Mallorca ist ein Sehnsuchtsort für viele Deutsche, die dort wenigstens paar tolle Tage verleben wollen, wenn sie dort schon nicht leben können“, erklärt auch der Unternehmer André Gall, der seine Wurzeln irgendwo im Hessischen hat und auf Mallorca sein Glück versuchte - erfolgreich. Nach nur wenigen Stunden Flugzeit hat man alles, was das Herz begehrt: schöne Strände, eine sehr vielfältige Landschaft, Top-Hotels, ein breites kulinarisches Angebot, eine hohe Prominentendichte und Partymöglichkeiten genauso wie diverse Kulturangebote. Preisgünstige All-Inclusive-Angebote machten die Insel einst für Deutsche interessant und legten in den 1960er-Jahren den Grundstein für den späteren Touristenboom. Die größte Ferieninsel der Balearen erstreckt sich über rund 3.600 Quadratkilometer und ist etwa viermal so groß wie die Ostsee-Insel Rügen. Der Name Mallorca geht übrigens auf das Lateinische „insula maior“ – „die größere Insel“ – zurück und bezieht sich auf den Größenvergleich mit der Nachbarinsel Menorca.

Von großem Wert für deutsche Touristen und Zuwanderer ist, dass auf der Baleareninsel ihre eigene Muttersprache sehr weit verbreitet ist. Nach Schätzungen verbringen mehr als 60.000 Deutsche mindestens drei Monate im Jahr auf den Balearen. Laut dem Nationalen Institut für Statistik (INE) waren 2022 18.979 deutsche Staatsbürger auf Mallorca gemeldet. Auch die Gesamtzahl gemeldeter ausländischer Zuwanderer stieg etwas an. Das spanische Statistikamt INE nannte für 2022 einen Anteil von 18,87 Prozent behördlich registrierten Ausländern. Die „Mallorca Zeitung“ schrieb im April 2022: „Seit Jahren nimmt die Zahl der Deutschen auf Mallorca kontinuierlich ab – zumindest statistisch gesehen. Im Jahr 2021 waren 18.222 Bundesbürger auf den Balearen gemeldet, wie das spanische Statistikinstitut INE am 21. April bekannt gab. 2020 waren es noch 18.764, 2015 sogar noch 22.285.“ Laut der deutschsprachigen Wochenzeitung sind viele Deutsche aber nicht weggezogen, sondern nur aus der Statistik verschwunden. Inzwischen aktualisieren die Rathäuser auf Mallorca regelmäßig ihre Melderegister, was zu bereinigten Zahlen führt. Außerdem verzichten immer mehr Bundesbürger auf eine offizielle Wohnsitzanmeldung in ihrer mallorquinischen Gemeinde, damit ihre deutsche Rente nicht versteuert wird. Das Wochenblatt weist darauf hin, dass die spanische Steuerpolitik – konkret die Vermögenssteuer – Besserverdiener zunehmend davon abhält, sich als Resident auf der Insel anzumelden. „Wer auf Mallorca gemeldet ist oder mehr als 183 Tage im Jahr hier verbringt, wird für sein weltweites Vermögen steuerpflichtig. Wer nicht gemeldet ist, aber hier eine Immobilie besitzt, kann unter Umständen für diese vermögenssteuerpflichtig werden.“

Die Deutschen sind auf Mallorca nicht mehr die größte europäische Zuwanderergruppe. Obwohl ihre Zahl verhältnismäßig hoch ist, ist die Community der britischen Zuwanderer inzwischen größer. 2022 gab es auf Mallorca 19.569 gemeldete Briten nach 17.963 im Vorjahr. Um Neuzuwanderern das „Ankommen“ auf der Insel zu erleichtern, gibt es verschiedene Austauschmöglichkeiten mit anderen deutschsprachigen Inselbewohnern. Bei Facebook findet man sowohl ortsbezogene als auch inselweite Kontaktgruppen, die Auswanderungswilligen und schon Ausgewanderten Hilfestellung jeder Art geben.

Auch der Tag der deutschen Einheit wird auf Mallorca begangen. Am 3. Oktober 2022 lud der deutsche Konsul, Wolfgang Engstler, Ehrengäste in das Nobel-Hotel Nixe Palace in Palma de Mallorca ein. Zu ihnen gehörten die balearische Finanzministerin Rosario Sánchez, der österreichische Honorarkonsul auf Mallorca, Carlos Anglada, sowie die Schweizer Honorarkonsulin Mirtha Erhart-Zimmerli. Die deutsche Gemeinde war beispielsweise durch das Pfarrerehepaar Martje Mechels und Holmfried Braun, die Eurocampus-Schulleiterin Gabriele Fritsch und den Direktor des Golfclubs Alcanada, Kristoff Both, vertreten. Diplomat Wolfgang Engstler unterstrich in seiner Ansprache die geschichtliche Bedeutung des Nationalfeiertages, der auch für die Auslandsdeutschen eine große Rolle spiele.

Das Berufskonsulat Palma ist für die Balearen mit den vier Hauptinseln Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera zuständig. Der Arbeitsschwerpunkt des Konsulats liegt in der rechtlichen Betreuung der deutschen Touristen und der dort dauerhaft lebenden Landsleute. Kurz nach seinem Amtsantritt im Mai 2021 sagte Wolfgang Engstler dem „Mallorca Magazin“, dass die Insel sein beruflicher „Erstwunsch“ gewesen sei: „Es gibt ja immer wieder Ausschreibungen freier Posten und Mallorca war mein Erstwunsch. Vor allem wegen der Herausforderung, hier als Leiter des Konsulats tätig zu sein und eigene Impulse einbringen zu können. Natürlich war für uns auch die gute Erreichbarkeit ausschlaggebend, und Mallorca ist einfach eine wunderschöne Insel, das habe ich schon in meinen ersten Wochen hier festgestellt.“ Wie stark der deutsche Einfluss auf Mallorca ist, sei ihm sofort aufgefallen: „Schon am ersten Tag, als ich am Flughafen ankam, hat mich überrascht, dass im Mietwagen das deutsche Radio voreingestellt war. Dann habe ich erfahren, dass es zwei deutsche Zeitungen gibt. Auf der Straßenkarte waren die deutschen Geschäfte eingetragen. Also, diese starke deutsche Präsenz hat mich doch sehr überrascht.“ Dazu gehören auch sehr aktive deutschsprachige Kirchengemeinden, die deutsche Schule Eurocampus und das Kulturzentrum Casa Planas in Palma, das eng mit dem Goethe-Institut in Barcelona zusammenarbeitet.

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