Der Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Preos AG war schon besser
Der Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Preos AG war schon besser

Frankfurt am Main – Im Dezember vorigen Jahres ließ die Preos Global Office Real Estate & Technology AG mit der Meldung aufhorchen, dass der Aufsichtsrat den Vorstandsvorsitzenden Frederik Mehlitz in einer außerordentlichen Sitzung mit sofortiger Wirkung abberufen hat. Das Gremium berief sich dabei auf Paragraf 84 des Aktiengesetzes. Die Vorstandsgeschäfte übernahm bis auf Weiteres das Vorstandsmitglied Stephan Noetzel. Die zügige Absetzung eines Vorstandschefs ist bei einer Aktiengesellschaft ein ziemlich seltener Vorgang. Was hat das Immobilienunternehmen, das schwerpunktmäßig im Einkauf und in der Bewirtschaftung von Büroobjekten in deutschen Metropolregionen tätig ist, zu diesem Schritt bewogen? Bis dahin bildeten Mehlitz und Noetzel das Führungstandem der zur Publity-Gruppe gehörenden Gesellschaft. Der Aufsichtsrat kann eine Bestellung zum Vorstandsmitglied nach § 84 IV AktG widerrufen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. „Ein solcher Grund ist namentlich grobe Pflichtverletzung, Unfähigkeit zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung oder Vertrauensentzug durch die Hauptversammlung, es sei denn, dass das Vertrauen aus offenbar unsachlichen Gründen entzogen worden ist“, heißt es im Gesetzestext. Warum genau Frederik Mehlitz der Stuhl vor die Preos-Tür gesetzt wurde, blieb unternehmensseitig ungenannt.

Anhaltspunkte könnten die eine Woche vor der Abberufung veröffentlichten Halbjahreszahlen für 2021 liefern. Demnach wies die Preos AG im HGB-Einzelabschluss fürs erste Halbjahr ein Ergebnis nach Steuern von minus 760.000 Euro aus. Im ersten Vorjahreshalbjahr lag das Ergebnis laut IFRS-Rechnungslegung noch bei einem Plus von 30,9 Millionen Euro. Das Eigenkapital betrug zum Bilanzstichtag 30. Juni 2021 genau 441,8 Millionen Euro nach 442,5 Millionen Euro zum Jahresende 2020. Das letztjährige Ergebnis wurde nach allgemeiner Einschätzung maßgeblich von der Corona-Krise beeinflusst. Trotz der bekannten Widrigkeiten konnte die Preos Global Office Real Estate & Technology AG einige erfolgreiche Transaktionen abschließen. So wurde für das Büroimmobilienobjekt WestendCarree in Frankfurt am Main eine langjährige Mietvertragsverlängerung mit dem Max-Planck-Institut vereinbart. Im April letzten Jahres konnte Preos das WestendCarree lukrativ an die französische Investmentgruppe Ardian veräußern. Noch Anfang Dezember äußerte sich Frederik Mehlitz als CEO recht zuversichtlich: „Die erfolgreichen Transaktionen im Berichtszeitraum untermauern die Attraktivität von Büroimmobilien in 1a-Lagen. Für die Zukunft sehen wir uns, auch durch den geplanten Einstieg des neuen Aktionärs, gut gerüstet, um unsere Wachstums- und Internationalisierungsstrategie voranzutreiben. Unser Fokus soll dabei nach wie vor auf digital top ausgestatteten und nachhaltigen Immobilien liegen.“

Der Optimismus speiste sich trotz des leichten Minus im ersten Halbjahr 2021 aus dem erwähnten Einstieg eines neuen Mehrheitsaktionärs, wovon sich Preos eine deutliche Aufstockung seines Immobilienbestandes verspricht. Vor diesem Hintergrund plant man bis Ende 2023 das Portfolio um Immobilien im Marktwert von mindestens drei Milliarden Euro zu erweitern. Die Frankfurter Gesellschaft will sich damit als wachstumsstarker Bestandshalter im europäischen Büroimmobilienmarkt positionieren. Mitte Oktober 2021 gab Preos bekannt, eine Beteiligungsgesellschaft, die aus einer Luxemburger Investmentgesellschaft mit eigenem Investorenkonsortium etablierter Versicherungen besteht, als neuen Mehrheitsaktionär aufzunehmen. Im Zuge dessen ist geplant, die Tochtergesellschaft Gore German Office Real Estate AG neu auszurichten und dann zu verkaufen. Der Preos-Aufsichtsrat stimmte dem auf der Grundlage einer unter Beteiligung der Konzernmutter Publity AG und der Gore AG unterzeichneten Absichtserklärung zu. „Im Falle eines positiven Abschlusses der Due-Diligence-Prüfungen wird eine Grundlagen-Vereinbarung über die Durchführung der Transaktion unterzeichnet“, erklärten die hessischen Immobilienspezialisten.

Die Preos Global Office Real Estate & Technology AG versteht sich als wertsteigernder Bestandshalter von Büroimmobilien in den europäischen Finanzzentren und als führende Kraft bei der Entwicklung von Big-Data-Immobilienanalysen. Mit seinem Schwerpunkt auf Property Technology gilt das Unternehmen als ein Vorreiter bei der Digitalisierung des Immobilienmarktes. Konkret bedeutet das unter anderem die vollständige digitale Erfassung des Büroimmobilienmarktes in Deutschland und Luxemburg sowie die Nutzung multifunktionaler Apps, um die Entwicklungen des Marktes genau zu analysieren. Man erfasse durch umfangreiches Monitoring von relevanten Büroimmobilien sehr große Datenmengen, aus denen verlässliche Prognosen über Marktwerte und zukünftige Entwicklungen getroffen werden könnten, erläutert die Investmentgesellschaft und betont: „Durch die kontinuierliche Ausweitung des Preos-Informationsnetzwerkes entsteht ein signifikanter Vorteil, um langfristig profitable Investmententscheidungen treffen zu können.“

Gegründet wurde das auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Investmenthaus von Thomas Olek, der seit 1991 unternehmerisch tätig ist. Von 1998 bis 2002 arbeitete er als Vorstandsberater der Sächsischen Landesbank und kooperierte dort vertrauensvoll mit den Vorstandsmitgliedern. Von 2003 bis 2020 war der gebürtige Essener des Jahrgangs 1968 CEO der Publity AG. Ihren Börsengang initiierte er genauso wie den der Preos Global Office Real Estate &Technology AG, der Gore German Office Real Estate AG sowie der Consus Real Estate AG. Nach eigenen Angaben ist es Anspruch der Publity-Finanzgruppe, für Investoren innovative Immobilienanlagelösungen zu schaffen, „die mit den individuellen Anlagezielen der Investoren harmonisch übereinstimmen“. Ein tiefes Verständnis der Anlageklasse Immobilie, eine breite Vernetzung in der Bankenbranche und eine jahrzehntelange Management-Erfahrung bildeten die Grundlage dafür, optimale Finanzprodukte zu entwickeln und zu realisieren, heißt es. Zur Investmentidee von Publity gehört es, Immobilien unter dem Marktwert zu erwerben, die Werte durch den „Manage-to-Core“-Ansatz zu heben und die Objekte nach erfolgreicher Wertsteigerungsstrategie zu verkaufen. „So erwirtschaften wir in kürzester Zeit einen großen Mehrwert für das Unternehmen und die Anleger.“

Die Tochtergesellschaft Preos AG betont die Wichtigkeit, in schnelllebigen Zeiten rechtzeitig auf Marktveränderungen zu reagieren. Die Preos-Aktie ist deshalb an allen relevanten deutschen Börsen handelbar und bald auch als digitaler Token erhältlich. Der gebotenen Flexibilität soll durch die Aufteilung in börsennotierte Unternehmen an unterschiedlichen Finanzmärkten Rechnung getragen werden.

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