Kryptowährung und Klimaschutz
Reval - Kryptowährung und Klimaschutz – kann das zusammen gehen? Das geht, glauben die Gründer des estländischen Startups „Single.Earth“ Andrus Aaslaid (CTO) und Merit Valdsalu (CEO).
"Wird die Natur von dem profitieren, was wir tun? Davon hängt jede Entscheidung bei Single.Earth ab. Zum ersten Mal in der Geschichte wird die Natur nicht als Rohstoff geschätzt, sondern nur dafür, dass sie da ist und Ökosysteme am Leben erhält.“ ist auf der Homepage des Unternehmens zu lesen.
Das Geschäftsmodell beruht auf der Idee, diejenigen mit Merit- Token zu belohnen, die C02 in Wäldern oder in Feuchtgebieten binden. Der Nutzen eines Waldes liegt üblicher Weise in seiner Bewirtschaftung. Und damit in der Abholzung, dem Verkauf und der Verwertung des Rohstoffes Baum bzw. Holz.
Die Plattform Single.Earth will den Blickwinkel ändern und den Wald als natürliches Ökosystem erhalten. So plant das Unternehmen, die Besitzer von weitgehend naturbelassenem Wald mit einem Baum– Token zu belohnen. Dabei soll ein Merit- Token generiert werden, wenn 100 Kilogramm CO2 in biodiverser Natur gebunden sind. Also in einem natürlichen Öko-System, in dem Artenvielfalt herrscht und in welchem viele Tiere und Pflanzen leben. Auf der einen Seite gibt es also Besitzer von Wäldern und Feuchtgebieten, welche diese natürlichen Ressourcen erhalten und schützen. Und auf der anderen Seite gibt es Unternehmen, die damit ihren CO2- Abdruck kompensieren können.
Krypto-Währung, Blockchain und Umweltschutz in einem Projekt
Die Esten planen, dass Eigentümer ihr Land auf der Plattform registrieren lassen. Single.Earth wird das Land dann durch Biologen begutachten und den ökologischen Wert beurteilen lassen. Entsprechend des ermittelten Wertes gibt Single.Earth an den Eigentümer Token aus, die wiederum von Investoren erworben werden können und die dafür im Gegenzug Emissionsausgleichs- Gutschriften erhalten. Single.Earth überwacht anschließend das Land mittels Satelliten bzw. Luftmessgeräten, um sicherzustellen, dass der Wert der Investition erhalten bleibt. Die Merit- Token lassen sich dabei wie jede andere Ware handeln und können im Laufe der Zeit an Wert verlieren oder gewinnen. Es handelt sich also um ein Kompensationsgeschäft, dass den ökologischen Wert langfristig als naturnahe Kapitalanlage etablieren möchte.
Insgesamt ist das Projekt ein Versuch, Krypto-Währung und Blockchain- Technologie mit Umweltschutz zu verbinden. Langfristig sollen auch Banken, Fintechs und Staaten in diese Kapitalanlagen investieren.
Interessant für Industrie mit hohen Emissionen?
Immerhin 7,9 Millionen US-Dollar konnte das Startup unter der Leitung des schwedischen VC EQT Ventures bei einer Seed- Finanzierungsrunde einsammeln. Beteiligt waren dabei Investoren wie Icebreaker sowie Ragnar Sass und Martin Henk von Pipedrive. Die Finanzierung soll zum Start des Marktplatzes für Merit- Token verwendet werden. Bislang lässt der Launch der Plattform zwar noch auf sich warten.
Doch wird der Markt für Emissionsgutschriften bis 2030 auf mehr als 50 Milliarden US- Dollar geschätzt. Die Verbindung mit Blockchain und Krypto- Währung könnte dem Modell also weiteren Auftrieb verleihen.
Für die Industrie dürfte es sich langfristig ebenfalls um ein interessantes Projekt handeln. Unternehmen, die auf Grund hoher Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen nach sinnvollen und zukunftsträchtigen Projekten im Emissionshandel suchen, um ihren CO2- Abdruck zu verbessern, finden hier einen Anbieter, der tatsächlich Öko-Systeme schützt und diese gleichzeitig mit neuen Technologien verbindet.