Auch auf kürzeste Entfernungen möchte EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Luxus scheinbar nicht verzichten. Dabei gilt sie als rigorose Verfechterin einer Verzichtspolitik im Kontext des Klimawandels (Bildquelle: Pixabay)
Auch auf kürzeste Entfernungen möchte EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Luxus scheinbar nicht verzichten. Dabei gilt sie als rigorose Verfechterin einer Verzichtspolitik im Kontext des Klimawandels (Bildquelle: Pixabay)

Wien – EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (Jahrgang 1958) steht wegen eines rund 20-minütigen Charterflugs aus Wien nach Bratislava in der Kritik. Sowohl vom Europäischen Steuerzahlerbund als auch aus dem Deutschen Bundestag kamen deutliche Worte. Die Distanz zwischen Wien und Bratislava beträgt Luftlinie keine 60 Kilometer. Und doch nutzte die Verfechterin einer rigorosen Klimapolitik den Jet.

Der Flug sei eine «ökologische Sünde», sagte der Generalsekretär des Steuerzahlerbundes, Michael Jäger, der «Bild»-Zeitung. Neben Steuergeld koste dies «vor allem viel Glaubwürdigkeit». Die CDU-Abgeordnete Jana Schimke kommentierte: «Wenn man Wandel will, dann muss man ihn auch vorleben. Ansonsten wird man unglaubwürdig.»

Beide spielten darauf an, dass von der Leyen immer wieder zu mehr Engagement für den Klimaschutz aufruft. Zuletzt sagte sie Anfang der Woche bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow: «Wir alle, weltweit, müssen viel mehr Tempo machen». Die BILD recherchierte nun, dass die frühere Verteidigungsministerin im Juni mit einem Charterjet von Wien in die slowakische Hauptstadt Bratislava geflogen war. Mit dem Zug dauert die Fahrt etwa eine Stunde.

Sprecher: keine andere Möglichkeit

Ein Sprecher der EU-Kommission nannte unter anderem zeitliche Gründe für den Flug. Von der Leyen habe noch am Abend in die lettische Hauptstadt Riga weiterfliegen müssen. Die Kommissionspräsidentin hätte viel Zeit verloren, wenn sie das Flugzeug in Wien gelassen hätte. Die «Bild» zitierte einen Behördensprecher mit den Worten: «Alternativen wurden geprüft, doch es gab logistisch keine andere Möglichkeit.» Hinzu sei gekommen, dass es wegen der Corona-Pandemie Bedenken gegeben habe, Linienflüge oder Züge zu nutzen.

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson steht wegen einem ähnlichen Vorfall in der Kritik: Er hatte den UN-Weltklimagipfel per Privatjet verlassen. Am Dienstag hatte der konservative Politiker noch den versammelten Staats- und Regierungschefs beim COP26 in Glasgow gehörig ins Gewissen geredet, beim Kampf gegen den Klimawandel den Worten Taten folgen zu lassen.

Privatflug zum exklusiven Dinner

Einem Bericht des «Daily Mirror» zufolge setzte sich Johnson daraufhin in einen Privatjet und flog zu einem Dinner in einem exklusiven Club in London. Er soll dort den früheren Chefredakteur des «Daily Telegraph» und bekennenden Klimaskeptiker Charles Moore getroffen haben. «Das ist atemberaubende Heuchelei vom Premierminister», sagte Anneliese Dodds von der oppositionellen Labour-Partei dem «Mirror».

Ein Regierungssprecher hatte die Reisepläne Johnsons mit dem Flugzeug noch am Montag damit gerechtfertigt, der Premier müsse in der Lage sein, mit erheblichem Zeitdruck zurechtzukommen. In einer Mitteilung am Donnerstag hieß es, Johnson habe eines der CO2-effizientesten Flugzeuge seiner Größe in der Welt genutzt – mit dem nachhaltigsten Kraftstoff. Großbritannien werde alle CO2-Emmissionen, die mit dem Klimagipfel in Verbindung stünden, neutralisieren, so die Mitteilung weiter.

Klaus Kelle drückte es bei TheGermanZ so aus: „Wasser predigen und Wein saufen!“




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