von Ulrike Trebesius
Potsdam - Der Google-Campus im kalifornischen Mountain View liegt landschaftlich wunderschön und ist im Silicon Valley eingebettet. Hier bietet der Konzern seinen Mitarbeitern alles, was ihnen den Arbeitstag angenehm macht, ihre Kreativität anregt und bindet diese somit langfristig an den Konzern. Es ist eine Ehre und eine Chance, für den Internet – Giganten zu arbeiten. Wer hier unterwegs ist, der fühlt den Geist eines Unternehmens, dass auf Modernität und Innovation setzt und damit eine komplett neue Arbeitsumgebung für die Techies und IT`ler schafft, die in der digitalen Welt nach neuen Antworten suchen. Übrigens längst nicht mehr nur im IT – Bereich, Google forscht insbesondere auch in der Medizin und Medizintechnik, in der Biologie, in der Ökologie und natürlich im Bereich von Deep Learning und Künstlicher Intelligenz. Die neue Firmenzentrale setzt auch in Sachen innovativer Architektur gerade einen neuen Meilenstein.
Ein geplantes Rechenzentrum in Brandenburg scheitert an deutschen Umweltauflagen
Auf dem Campus in Kalifornien leben die Mitarbeiter in einer neu erschaffenen Arbeitsumwelt, die ihnen alles bieten soll, was sie zum Leben, Arbeiten, Forschen und für die körperliche Ertüchtigung so brauchen. So gibt es Volleyball- und Tennisplätze, Fitnessstudios, zig unterschiedliche Kantinen und natürlich angenehm gestaltete Büros, die flexibel auf die immer neuen Teams und Arbeitsgruppen, die sich ergeben, angepasst werden können. Es gibt hier Labors und Bars und Cafés, so dass die Grenze zwischen Job und Freizeit verschwindet. Natürlich ist das alles in einen schön angelegten Park eingebettet und die kalifornische Sonne tut ihr Übriges, damit man sich hier rundum wohl fühlt.
Wenn man über den Google–Campus in Mountain View schlendert, dann trifft man auf Heerscharen junger Menschen aus der ganzen Welt, die es als Chance betrachten, hier zu studieren, zu arbeiten und zu forschen. Die Ergebnisse lassen sich in der Regel sehen, denn Google sorgt immer wieder für Schlagzeilen, wenn es um Forschungsergebnisse in den oben genannten Bereichen geht. Dabei hat der Suchmaschinenriese sein Kerngeschäft längst ausgeweitet und geht mutiger voran als die Kollegen von Apple, Facebook, Microsoft und Co. Diese haben ihre angestammten Themenfelder ebenfalls längst verlassen, um auf wissenschaftliche Quantensprünge zu setzen. Allerding geht Google immer noch einen Schritt weiter, ist noch ein Stück verrückter und hat sich deshalb auch schon oft Kritik gefallen lassen müssen, unter anderemmit ihren Forschungen am menschlichen Gehirn. Selbstverständlich fördert Google Startups und kauft immer wieder solche davon auf, nämlich mit den erfolgversprechendsten Ideen. Wegen der Tech-Riesen aus dem Valley schießen in der Region die Startups wie Pilze aus dem Boden, denn dieses Umfeld befruchtet sich mit seinen Ideen ständig selbst.
Die Deutschen versuchen hier hauptsächlich über den „German Accelerator“, ansässig in San Francisco und mit deutschen Steuergeldern gefördert, etwas vom Kuchen abzubekommen und insbesondere junge Deutsche Startups zu fördern. Nur eben in Kalifornien und nicht in Deutschland.
Nicht zuletzt deshalb war die Entscheidung des Berliner Senats vor knapp 3 Jahren überraschend, dem amerikanischen Tech – Konzern eine Absage zu erteilen. Statt einer Startup–Schmiede, die in Entwicklungen in Deutschland selbst vorangetrieben hätte und die für Arbeitsplätze in der Hauptstadt gesorgt hätte, sitzt nun in den Räumlichkeiten des Umspannwerkes, das für Google-Campus Deutschland geplant war, eine „Vernetzungsstelle gegen Hatespeech“ sowie die Redaktion einer Berliner Straßenzeitung.
Offensichtlich haben die deutschen Behörden Google so stark verprellt, dass eine Wiederbelegung des Campus – Projektes auch für keine andere deutsche Stadt in Planung ist. Die Sprecherin von Google Deutschland erteilte dem Projekt erneut eine Absage: „das Google-Statement, das besagt, dass es auch künftig keinen Google– Campus in Berlin oder anderswo in Deutschland geben wird, ist nach wie vor zutreffend und gültig.“
Damit bringts sich Deutschland um eine wichtige Chance. London, Warschau, Madrid, Sao Paulo, Seoul und Tel Aviv partizipieren davon, einen Google–Campus zu haben und haben damit hinsichtlich Digitalisierung und Startup – Gründungen massiv aufgeholt. Die Investorenfeindliche deutsche Umgebung hat den amerikanischen Konzern damit nachhaltig verprellt und sicher den Ruf Deutschlands insgesamt beschädigt.
Die erneute Absage Googles an einen deutschen Google–Campus hängen wahrscheinlich mit einem erneuten Fehlschlag zusammen. So scheiterte ein geplantes Rechenzentrum mit bis zu 300 Arbeitsplätzen im brandenburgischen Neuhagen - und zwar am Wasserschutz. Hiermit hatte schon Elon Musk zu kämpfen, der hier seine Tesla–Fabrik mit dazugehöriger Batteriezellenfertigung angesiedelt hat.
Dies ist auch die Begründung des Wasserverbandes Straußberg, der sein Veto gegen das Google – Rechenzentrum wegen Wassermangels in der Region eingelegt hat.
Trotzdem wird Google Deutschland nicht gänzlich den Rücken kehren. So hält der Konzern wohl an seinen Plänen fest, in der Region Berlin–Brandenburg eine neue Cloud- Region zu etablieren, der bislang weltweit 27 Regionen angehören. Zusätzlich soll auch Frankfurt/ Main zu den fortgeschrittenen Cloud- Regionen gehören. Ein Rechenzentrum ist mit Betriebsstart 2022 im nahen gelegenen Hanau geplant.
In Berlin versucht man derweil Schadensbegrenzung zu betrieben. Die Senatsverwaltung hat Google angeboten, als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen, wenn die Pläne zum Google–Rechenzentrum in Brandenburg tatsächlich scheitern. Doch schränkt die Senatsverwaltung auch hier ein, dass umweltpolitischeBedenken hinsichtlich des Grundwassers wichtig genommen werden.
Markus Söder will den Google-Campus in Bayern
Da der Wettbewerb um die Startup– Szene deutschlandweit hart geführt wird, hat auch Markus Söder (CSU) den bayrischen Hut in den Ring geworfen: „Wir sind das Kalifornien Deutschlands“. Einem Google–Campus in der Region München würde alle Türen offenstehen.
Ob Google dieses Angebot annehmen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin könnten auch die Bayern mit einem Mountain View aufwarten. Und der bayrischen Wirtschaft würde eine Innovationsschub mehr als willkommen sein.