Frankfurt am Main – Solche Äußerungen dürften dem innovativen Unternehmensgründer und Großinvestor Thomas Olek nicht gerade gefallen. Am 29. März 2022 machte jemand in den Kommentarspalten des Börsenportals „Wallstreet:online“ mächtig Stimmung gegen ihn. Unter der Überschrift „Von der Waschanlage in die Luxusvilla: König der Gewerbeimmobilien gerät wegen heikler Aktiendeals unter Druck“ schreibt ein mit Pseudonym getarnter Autor mit holpriger Grammatik: „Für alle, die wissen wollen, wie lukrativ die Deals von Publity, Preos oder Gore sind, dem empfehle ich die heutige Lektüre des ‚Handelsblattes‘. Bei allen Deals gewinnt immer nur einer: Thomas Olek! Wie das ‚HB‘ zutreffend feststellt: Thomas Olek versprach Anlegern Millionengewinne und ein Kursfeuerwerk. Nichts davon trat ein. Reich wurde Olek trotzdem. Ein Lehrstück über die Naivität von Anlegern.“ Der „Handelsblatt“-Artikel vom Frühjahr dieses Jahres ist wahrlich keine Hommage an den 1968 in Essen geborenen Feuerkopf, der schon als 23-Jähriger den Sprung in die Selbstständigkeit wagte und paar Jahre später angesehener Berater der Sächsischen Landesbank wurde. Das Blatt verlieh den Geschäftsmethoden Oleks, der als Vorstand der Publity AG einen weitverzweigten Gewerbeimmobilien-Konzern aufbaute, das Attribut „umstritten“. Immer wieder behaupteten Geldgeber vor Gericht, der Immobilieninvestor habe sie falsch informiert oder anderweitig in die Irre geführt.
Unstrittig ist, dass der Essener zunächst Mehrheitsaktionär der bis dahin weithin unbekannten Publity AG wurde und dort Ende 2003 zum Vorstandsvorsitzenden aufstieg. Schnell nahm er den boomenden deutschen Immobilienmarkt in den Blick und erschloss dem Unternehmen neue Geschäftsfelder. Bis zum Jahresende 2020 zog Olek als Vorstandschef die unternehmerischen Fäden. Dann trat er zur Überraschung vieler Marktbeobachter zurück, um sich wieder mehr dem operativen Geschehen der Publity AG zu widmen. Dafür übernahm er eine Beraterstelle für die Bereiche Big-Data Immobilienanalyse sowie Internationalisierung. Neben seiner Tätigkeit als Publity-Vorstandsvorsitzender gründete er auch noch die Consus Real Estate AG sowie die Preos Real Estate AG als Tochterunternehmen des Finanzkonzerns.
2019 wurde bekannt, dass Thomas Olek die treibende Kraft hinter der German Office Real Estate AG („Gore“) mit Sitz in Frankfurt am Main ist. Diese hat wie die Publity AG ihren Firmensitz in der Bockenheimer Landstraße der Main-Metropole. Vor drei Jahren berichteten Online-Medien, dass Olek an der Gore AG „direkt und indirekt vor der Erstnotiz 65,12 Prozent der Aktien“ halte. Vorstandschef Jörg Reinhardt sagte damals zur Börsenpremiere von Gore: „Mit dem Gang auf das Münchener Börsenparkett öffnen wir uns verstärkt für institutionelle Anleger und eröffnen ihnen die Möglichkeit, an unserem Wachstum teilzuhaben. Mit unserer schlanken Unternehmensstruktur können wir schnell und flexibel am Markt agieren und sich bietende Opportunitäten nutzen. Unsere Pipeline ist prall gefüllt.“ Die German Office Real Estate AG sieht sich als Immobilieninvestor mit einem Schwerpunkt auf Büroimmobilien in deutschen Ballungszentren. Im Rahmen des Manage-to-Core-Ansatzes versucht man, Objekte in bevorzugten Lagen möglichst unter Marktwert zu erwerben, um diese dann nachhaltig aufzuwerten. Der Fokus ist auf Immobilien mit einem Marktwert zwischen einer Million und 15 Millionen Euro gerichtet, weil diese Größenklasse ein weniger wettbewerbsintensives Marktumfeld bietet. Erklärtes Ziel der Gore AG ist es, von der Akquisition über das Management bis zum Verkauf mit ihren Partnern ein überdurchschnittliches Wertsteigerungs- und Renditepotenzial zu erschließen.
Im Juni 2020 beschlossen der Vorstand und Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft, ihrer Hauptversammlung im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung den Erwerb von 89,9 Prozent des Stammkapitals der Preos Immobilien GmbH, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Preos Real Estate AG, vorzuschlagen. Zeitgleich teilte Thomas Olek mit, dass er seine mittelbar über die von ihm abhängigen Gesellschaften TO-Holding GmbH und TO Holding 1 GmbH gehaltene Beteiligung an Gore vollständig veräußert habe. Aus informierten Kreisen verlautete damals, dass Olek als mittelbarer Mehrheitsaktionär der Publity AG im Falle einer erfolgreichen Transaktion voraussichtlich erneut mittelbar an der Gore AG beteiligt sein werde.
Er dürfte es deshalb mit Genugtuung verfolgt haben, dass die German Office Real Estate AG bis in jüngere Zeit einen Erfolg nach dem anderen verzeichnete. So gab sie im letzten Dezember den erfolgreichen Verkauf einer voll vermieteten Gewerbeimmobilie in Nordrhein-Westfalen bekannt. Diese besteht aus zwei Bürogebäuden mit einer Gesamtmietfläche von 13.241 Quadratmetern. Zu dem Single-Tenant-Objekt gehören 239 Parkplätze, die sich auf ein Parkhaus sowie Außenflächen verteilen. Die Gewerbeimmobilie befindet sich in Krefeld in der Metropolregion Rhein-Ruhr. Mit dieser Veräußerung forcierte Gore nach eigener Aussage die angestrebte Neuausrichtung auf den attraktiven luxemburgischen Gewerbeimmobilienmarkt. Vor einem halben Jahr war geplant, ein Luxemburger Immobilien- und Investmentportfolio im Wert von über einer Milliarde Euro in die Gesellschaft einzubringen.
Vorstand und Aufsichtsrat der GORE AG teilten im Mai 2022 mit, für den 8. Juni desselben Jahres eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen. „Einziger Tagesordnungspunkt ist die Beschlussfassung über die Erhöhung des Grundkapitals der Gesellschaft im Wege einer Sachkapitalerhöhung unter Einbringung eines in Luxemburg gelegenen und über eine Beteiligungsstruktur gehaltenen Immobilienportfolios unter Ausschluss des gesetzlichen Bezugsrechts der Aktionäre sowie einer entsprechenden Änderung der Satzung“, hieß es unternehmensseitig. Die geplante Sachkapitalerhöhung sei der erste Schritt der strategischen Expansion der Gesellschaft in den luxemburgischen Immobilienmarkt. In einem zweiten Schritt würden 151.000.000 der neuen Gore-Aktien in die Gore-Mutter Preos Global Office Real Estate & Technology AG „im Wege einer Sachkapitalerhöhung gegen Ausgabe neuer Preos-Aktien eingebracht“. Darüber, was auf der Hauptversammlung konkret beschlossen wurde, teilt das Unternehmen auf seiner Internetseite aber nichts mit.
Vielleicht auch wegen dieser schlechten Informationspolitik ist die Gore-Aktie in den letzten Tagen regelrecht abgestürzt. Lag der Kurs am 24. Juni noch bei schlechten 1,52 Euro, brach er am 28. Juni auf 1,30 Euro ein und landete einen Tag später sogar bei katastrophalen 1,20 Euro. Geht der Absturz weiter, haben die Aktien der Gore AG, an der Thomas Olek wohl immer noch mittelbar beteiligt ist, bald nur noch Pennystock-Niveau. Pennystocks heißen in der Börsensprache Aktien, deren Kurs in der Inlandswährung unterhalb der Geldeinheit „Eins“ liegt. In der Euro-Zone gilt das für Aktien, die mit einem Kurs unterhalb von einem Euro notiert werden.