Der Unternehmer Andreas Baese sieht sich als Schwergewicht im Geschäft rund um den Bitcoin. (Bildquelle: Facebook)
Der Unternehmer Andreas Baese sieht sich als Schwergewicht im Geschäft rund um den Bitcoin. (Bildquelle: Facebook)

Erfurt – Mit dem Bitcoin ging 2009 die erste Kryptowährung an den Start und sie ist bis heute das bekannteste und erfolgreichste digitale Zahlungsmittel. Der Hype um die Internet-Währungen ist ihrem entscheidenden Pluspunkt geschuldet, den klassische Währungen nicht haben: Digitalwährungen erlauben den Vermögenstransfer zwischen zwei Parteien innerhalb weniger Minuten und das ganz ohne zwischengeschaltete Banken sowie ohne Umrechnungsgebühren. Der schnelle und kostengünstige Transfer von Werten wird erst durch die Blockchain-Technologie möglich. Hierbei werden alle verwendeten Daten unmittelbar verschlüsselt an das gesamte Netzwerk verteilt. Dadurch lassen sich große Datenmengen in kürzester Zeit an die Nutzer verteilen. Über die Blockchain kann man unterschiedlichste Transaktionen abwickeln, die in einem Verzeichnis chronologisch gespeichert und damit fälschungs- und manipulationssicher dokumentiert sind. Die transaktionsrelevanten Daten werden in Blöcke aufgeteilt – von diesen Block-Ketten leitet sich der Begriff Blockchain ab. Weil alle Transaktionen öffentlich einsehbar sind, bietet diese Technologie ein Höchstmaß an Transparenz und Datenintegrität. Die dafür benötigte Rechenkapazität stellt ein Netzwerk aus Hunderttausenden Computern zur Verfügung, dessen Totalausfall wegen seiner dezentralen Organisation nahezu ausgeschlossen ist.

Gerrit Kößling und Christian Lux sind Geschäftspartner des Andreas Baese

Kryptowährungen üben eine große Faszinationskraft aus, weil sie das bestehende Finanzsystem offener und gerechter machen können und immense Innovationspotenziale haben. Zudem bietet die Blockchain zahlreiche Nutzungsoptionen, die weit über den Finanzsektor hinausgehen und beispielsweise die Arbeit in staatlichen Verwaltungen, bei Versicherungen und im Gesundheitswesen deutlich modernisieren.

Die Fülle an Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie hat vor Jahren auch die Berformance Group für sich und andere erkannt. Sie residiert am Berliner Kurfürstendamm und will die „lukrativsten Seiten des Kryptomarktes“ aufzeigen. Die Unternehmensgruppe verspricht einen schnellen Zugang zu den sichersten und umsatzstärksten Kryptomarktplätzen unserer Zeit. Direkt an die Kunden gerichtet heißt es: „Wir unterstützen Sie dabei, eigenständig Ihr erstes Investment im Bereich Blockchain und Bitcoin zu tätigen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Vermögen sicher verwalten und erleichtern Ihnen den Zugang.“ Die Berformance Vertriebsgesellschaft mbH bietet zum Beispiel die Hard- und Software für die Erzeugung von Kryptowerten und den Handel mit Kryptowährungen. „Der Kunde betreibt in diesen Fällen die Software und die gemietete Hardware auf eigenes Risiko und eigene Rechnung, wofür er mit Dritten Miet-, Unterpacht-, Liefer- und Dienstleistungsverträge abschließt“, heißt es unternehmensseitig. Die Gründer und Geschäftsführer von Berformance sind Andreas Baese und Christian Lux. Zum Management Board gehört außerdem Gerrit Kößling als CEO der Thüringer FSR GmbH.

Berformance gilt als Marke der Erfurter FSR GmbH, die sich auf die Ausarbeitung alternativer Finanzkonzepte und die Entwicklung von Lifestyle-Produkten mit Mehrwertgarantie spezialisiert hat. Die FSR GmbH ist aus einer seit 1999 bestehenden Finanzmaklergesellschaft hervorgegangen und wirbt mit einem „ganzheitlichen Beratungsansatz für Privat- und Geschäftskunden“ sowie einem stets wachsenden Produktangebot. Dazu gehören über Berformance Sachwertinvestitionen in Mining-Technologie und Beratungsleistungen zur Blockchain-Nutzung. Maßgeblicher FSR-Ideengeber ist offenbar Andreas Baese, während das Unternehmen offiziell durch Gerrit Kößling vertreten wird. Bei Facebook stellte sich der selbsternannte Kreativ-Coach Baese einmal so vor: „Ich gehöre zu Berformance, deren Zweck es ist, mit Menschen zu kommunizieren, um ihnen das Thema Bitcoin, Blockchain und Digitalwährung nahezubringen. Da wir über jahrelanges Know-how und nachweisbare Erfahrung in diesem Bereich verfügen, sind wir in der Lage, ihnen ein breites und für jedes Bedürfnis zugeschnittenes Portfolio an Produkten im kryptischen Bereich anzubieten.“ Es geht also um Vermögenssicherung und -mehrung in der digitalen Finanzwelt.

Die FSR GmbH ist an derselben Erfurter Adresse zu finden, an der auch das „House of Bitcoin“ (HoB) seinen Firmensitz hat. Ende 2018 kündigte HoB Umbauten in seiner Zentrale an, um einen „grandiosen Start in das Jahr 2019“ hinzulegen. Das sollte auch mit Informationsveranstaltungen zu Verdienststrategien im Kryptogeld-Markt gelingen. Im unternehmenseigenen Online-Shop werden einige T-Shirts mit dem Namen und Logo der digitalen Leitwährung Bitcoin angeboten. Die vor anderthalb Jahren noch offerierten Holzbrettchen, Tassen und Dekorationsartikel sind entweder ausverkauft oder aus dem Sortiment genommen worden. Auch Artikel mit Bezug zu anderen Digitalwährungen, zum Beispiel eine Monero-LED-Lampe, finden sich nicht mehr im geschrumpften Online-Sortiment. Das House Of Bitcoin von Geschäftsinhaber Andreas Baese scheint den Geschäftsbetrieb fast aufgegeben zu haben. Dafür spricht, dass die Internet-Seite kaum noch aussagekräftig und völlig inaktuell ist. Die letzte Meldung in der Kategorie „News“ ist die von Dezember 2018, in der der Gebäudeumbau in Erfurt angekündigt wird. Kaum aktueller ist der Facebook-Auftritt der Firma, die sich dort als „Starthilfe-Unternehmensberatung“ vorstellt. Die „aktuellste“ Facebook-Meldung stammt vom 21. Juni 2020. Geteilt wurde ein Video-Beitrag von Sebastian Bodtke – seines Zeichens CTO bei der Berformance Group – zum Tag der offenen Tür 2019. Das alles macht nicht gerade den Eindruck, dass das House of Bitcoin noch geschäftsaktiv ist.

Aber auch andere Unternehmen, die auf die Popularisierung von Kryptowährungen setzen, haben es momentan nicht leicht. Noch im November hatten Anleger davon geträumt, dass der Bitcoin-Kurs bis Jahresende die magische Marke von 100.000 Dollar knackt. Dieser Traum ist geplatzt und Krypto-Begeisterte wären schon heilfroh, wenn der Bitcoin-Kurs wieder bei über 50.000 Dollar liegen würde. Seit dem Sensationshoch von Mitte November mit knapp 69.000 Dollar ist der Wert der marktstärksten Digitalwährung in der Spitze um fast 40 Prozent eingebrochen. Ein Grund dafür dürfte die Unsicherheit durch die Coronavariante Omikron sein, die Anleger derzeit eher auf defensive und klassische Werte setzen lässt.

Andreas Baese scheint seinen Fokus deshalb auf die Berformance Group zu legen, deren Geschäftserfolg nicht vom aktuellen Bitcoin-Kurs abhängt, da man auf die ganze Anwendungsbreite der Blockchain-Technologie setzt. Der Finanz- und Technik-Dienstleister erklärt dazu: „Die Blockchain ist die Technologie hinter großartigen Projekten. Kryptowährungen wie der Bitcoin sind nur eine ihrer Anwendungen. Die Blockchain-Technologie hat weit mehr Potenzial, als wir uns aktuell vorstellen können.“ Als Beispiel einer solchen Blockchain-Anwendung wird der „Smart Contract“ genannt.

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