Lommatzsch – „Die Kunst einer Unternehmensübernahme liegt darin, die alten Pfade zu nutzen und zugleich neue Wege zu finden“, erklärte die
Fahrzeug- und Modulbau Lomma GmbH nach ihrer Übernahme durch Philipp Schober. Der Experte für Büro- und Wohncontainer hat die Lomma Sachsen GmbH gerettet, nachdem der überregional bekannte Landmaschinenhersteller durch ein Insolvenzverfahren in die Liquidation geschlittert war. Seit August dieses Jahres werden die Geschicke der umbenannten Firma von der Beteiligungsgesellschaft Schober Investment Holding gelenkt. Der im österreichischen Salzburg ansässige Vermögensverwalter erwirbt, hält und veräußert Unternehmensbeteiligungen. Die Fahrzeug- und Modulbau Lomma GmbH sieht in der Übernahme „sehr gute Chancen“, dass der Traditionsbetrieb dauerhaft auf die Erfolgsspur kommt und die Arbeitsplätze in der Kleinstadt Lommatzsch gesichert werden. Rund 40 Mitarbeiter arbeiten dort in der Entwicklung, Herstellung, Vermietung und Veräußerung von landwirtschaftlichen Fahrzeugen sowie Containern. Philipp Schober dürfte auf Lomma aufmerksam geworden sein, weil das Unternehmen über große Stahlbaukompetenzen verfügt und mit innovativen Logistiklösungen auf sich aufmerksam macht. Die Sachsen reklamieren für sich selbstbewusst „handwerkliche Präzision für Generationen“ – und das natürlich Made in Germany.
Die Fahrzeug- und Containerbauer aus dem Landkreis Meißen zählen weltweit führende Landwirte, Flughafenbetreiber und Logistikunternehmen zu ihrem Kundenstamm. Dabei verweisen sie auf die Nutzung modernster Schweißtechnologien und die hohe Fertigungstiefe ihrer Produkte. Das heißt, dass der Großteil aller benötigten Teile und Komponenten für das Endprodukt in dem Unternehmen selbst hergestellt wird und es deshalb relativ unabhängig von Zulieferern ist. Hohe Fertigungstiefe bedeutet, dass Lomma die allermeisten Produktionsschritte selbst übernimmt und dafür über die nötige Expertise im eigenen Haus verfügt. „Durch die hausinterne Entwicklung und Produktion in Deutschland – nach neuestem Stand der Technik – garantieren wir höchste Nutzungseigenschaften sowie eine lange Lebensdauer unter schwierigsten Einsatzbedingungen“, heißt es unternehmensseitig.
Die große Produktpalette teilt sich in die Sparten „Agrar“, „Air Services“ und „Container“. Am bekanntesten sind die Lommatzscher sicherlich für ihre robuste und leistungsstarke Landtechnik, zu der Zweiachs-Dreiseitenkipper sowie Wiesen- und Ackerwalzen gehören. Im Bereich der Flugfeldtechnik bekommen Logistikunternehmen und Flughafenbetreiber Container Dollies, Gepäckwagen und Cargo-Systeme angeboten, um Betriebsabläufe und Warenlogistik-Systeme zu verbessern. Für Philipp Schober war ganz sicher das dritte Standbein von Lomma am interessantesten: der modularisierte Containerbau. „Der Bedarf nach temporären Büros, Niederlassungen, Unterkünften oder auch Lagerflächen steigt kontinuierlich“, analysieren die Profis für Stahlbau-Präzision. „Wir haben das Thema Container- und Modulbau weitergedacht und sind heute in der Lage, Unterkünfte jeder Art in sehr kurzer Zeit für sämtliche denkbaren Anwendungen nach Maß zu fertigen und schlüsselfertig an Ort und Stelle zu übergeben.“
Unter Modulbauweise wird ein Bauverfahren verstanden, bei dem vorgefertigte Raumeinheiten nach dem Baukastenprinzip kundenindividuell zusammengesetzt werden. Zu den vielen Vorteilen des seriellen Bauens gehören die Zeit- und Personalersparnis, die Standortflexibilität, die Planungssicherheit, die Fehlerminimierung, die Nachhaltigkeit und Anpassbarkeit. Das alles zusammen sorgt für eine beträchtliche Kostenverringerung, die an die Kunden weitergegeben wird. Ein Beispiel für diesen effizienzsteigernden und kostenreduzierenden Modul-Wohnungsbau sind Container. Sie haben schon lange nichts mehr mit den alten Seefrachtcontainern zu tun und erobern mit ihren unschlagbaren Vorzügen immer neue Nutzungsfelder. Mit großzügiger Verglasung, hochwertigen Fassadenelementen und diversen Ausstattungsmerkmalen lassen Containerlösungen heutzutage kaum einen Wohnwunsch unberücksichtigt. Zweifellos trägt der eklatante Wohnraummangel in großstädtischen Ballungsräumen zum Erfolg der immer vielfältigeren Wohncontainer bei, die gekauft oder gemietet werden können.
Schober erklärt sich den Erfolg des modularen Bauens in Ergänzung zur Massivbauweise mit den Kernvorteilen Schnelligkeit, Flexibilität, Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz. Mit ihren unterschiedlichen Raummodulen können Container für diverse kommerzielle und nicht-kommerzielle Zwecke eingesetzt werden. Im kommunalen Bereich werden sie als temporäre oder dauerhafte Kindergärten, Schulen oder Asylunterkünfte genutzt. Unternehmen schätzen sie als hochmobile und kostengünstige Büroräumlichkeiten, Weiterbildungszentren, Pförtnerhäuschen, Verkaufsstellen, WC-Anlagen oder medizinische Anlaufpunkte bei großen Events. Die Container-Modifikation geht inzwischen bis zum Spezial-Containerbau, der allen denkbaren Anforderungen und kundengewünschten Spezifikationen gerecht wird und die Größe, Form und Innenraumgestaltung umfasst.
Besonders gefragt sind Container immer dann, wenn ganz kurzfristig Bedarf an Büro- oder Wohnraum besteht. So sollen in einem Gewerbegebiet der oberbayerischen Gemeinde Habach in nur drei Monaten 32 Asylbewerber untergebracht werden. Auf 1.800 Quadratmetern entsteht eine neue Asylunterkunft aus acht Wohncontainern und einem Gemeinschaftscontainer. Für das direkte Umfeld der Modulbauten sind ein Spielplatz sowie Stellplätze für Autos und Fahrräder vorgesehen. Die Gemeinde im Landkreis Weilheim-Schongau hat sich für ein Mietmodell entschieden: der Pachtvertrag des gemeindlichen Grundstücks läuft erst einmal bis Ende 2027, ist aber problemlos verlängerbar. Auf 23 Quadratmetern bietet jeder Container Platz für einen offenen Wohn-Küchen-Raum, zwei Schlafzimmer und ein kleines Bad. Weil den kommunalen Entscheidungsträgern die ökologische Nachhaltigkeit wichtig ist, wird mit elektrischen Wärmepumpen geheizt und auf jedem Dach eine Photovoltaik-Anlage installiert. Das zeigt, welche Möglichkeiten selbst die Notunterbringung von Asylbewerbern in Containern bietet.
Ob Philipp Schober schon mit sächsischen Gemeinden und Landkreisen über den Bau von Wohncontainern verhandelt, ist nicht bekannt. Ein bevorzugter heimischer Anbieter dürfte die Fahrzeug- und Modulbau Lomma GmbH allemal sein.