Bei Art Invest kommen möglicherweise harte Zeiten auf Dr. Markus Wiedenmann und Dr. Ferdinand Spies zu (Bildquelle: Pixabay)
Bei Art Invest kommen möglicherweise harte Zeiten auf Dr. Markus Wiedenmann und Dr. Ferdinand Spies zu (Bildquelle: Pixabay)

Köln – Die lange Boomphase im Immobilienmarkt hat immer mehr Asset Manager und Projektentwickler auf den Plan gerufen, die mit renditeträchtigen Immobilieninvestments für sich werben. Zu ihnen gehört die mit Hauptsitz in Köln ansässige Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG, die ihren Blick auf die Metropolregionen Deutschlands, Österreichs und Großbritanniens richtet. Nach eigenen Angaben verfolgt sie mit institutionellen Investoren, Joint-Venture-Partnern und Eigenkapital eine „Manage to Core“-Anlagestrategie. Die Bandbreite der Investitionen umfasse das „gesamte Rendite-Risiko-Spektrum“ von innerstädtischem Einzelhandel, Wohnimmobilien, Bürogebäuden und Hotels.

Art-Invest Real Estate bezeichnet sich selbst als einen der größten Hotel-Projektentwickler des Landes. „Mit der Integration einer Hotelbetreibergesellschaft vollenden wir unsere Entwicklung zu einer Hotel-Investment-Gruppe mit den drei Geschäftsbereichen Entwicklung, Investition und Betrieb. Der flexible Betreiberansatz ermöglicht uns nachhaltiges Wachstum bei unseren Hotelinvestments“, erklärt das Unternehmen in fast euphorischem Ton. Aber die Euphorie dürfte in der Kölner Zentrale und den Niederlassungen in Hamburg, München, Frankfurt, Berlin, Wien und London längst verflogen sein. Die andauernde und sich nun wieder dramatisch verschärfende Corona-Krise macht Hotel-Investments zu einem großen geschäftlichen Risiko, weil die Umsatzeinbußen der Hotels immer heftiger werden und ihre wirtschaftliche Existenz bedrohen.

Die Kontakt- und Reisebeschränkungen sowie Lockdowns haben der Hotelbranche schon vor der jetzigen vierten Corona-Welle massiv zugesetzt. Ende März 2021 nannte das Statistische Bundesamt Zahlen für die Zeit seit Ausbruch des Coronavirus in Deutschland Anfang März 2020. Der starke Rückgang von Urlaubs- und Geschäftsreisen traf die Hotels schwer. Allein die Zahl der Übernachtungen von Auslandsgästen sank 2020 gegenüber dem Vorjahr um 64,4 Prozent. Der Umsatz im gesamten Gastgewerbe – dazu gehört neben der Beherbergung auch die Gastronomie – brach mit dem Ausbruch der Pandemie fast um die Hälfte ein. Im Zeitraum von März 2020 bis Januar 2021 lag er real 47,1 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. Als Folge der politischen Corona-Maßnahmen mussten zahlreiche Einrichtungen aus dem Tourismussektor vorübergehend schließen oder den Regelbetrieb stark einschränken. Damit ist das Hotel- und Gastgewerbe eine der von der Corona-Krise am stärksten betroffenen Branchen überhaupt. Welche Negativfolgen das für ihre so gelobten Hotel-Projektentwicklungen hat, darüber schweigt sich die Art-Invest Real Estate Gruppe bislang aus.

Auch bei Hotel-Projekten im Ausland sieht es übrigens nicht besser aus. So meldet das Portal „Statista“, dass die Hotelnachfrage weltweit im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich zurückgegangen ist. Die Hotels in den USA verzeichneten im betrachteten Zeitraum einen Nachfragerückgang in Höhe von 84 Prozent. „Gleichzeitig nahm der Preis für Hotels in den USA um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab“, so das Portal.

Trotz dieser negativen Entwicklung und trüben Aussichten setzt die Art-Invest-Gruppe weiterhin auf Hotel-Projekte. Im September 2020 – und damit ein halbes Jahr nach Ausbruch der Corona-Krise – feierte man das Richtfest für das Moxy Hotel am Flughafen Köln Bonn. Das sogenannte Lifestyle-Hotel mit 250 Zimmern wurde nach Architekten-Entwürfen von der Art-Invest Real Estate als Bauherr realisiert. Peter Ebertz, Geschäftsführer und Head of Hotels bei Art-Invest Real Estate, sagte vor 14 Monaten noch voller Zuversicht: „Trotz der aktuell dramatischen Auswirkungen von Covid-19 auf den Reiseverkehr und die Hotellerie gehen wir mittelfristig von einer Erholung des Sektors auf das Niveau von 2019 aus. Als einziges Hotel mit direkter Anbindung an den Flughafen wird das Moxy Köln Bonn Airport besonders von dieser Erholung profitieren.“

Von der erhofften Erholung kann aber kaum die Rede sein, wie eine ganz aktuelle Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) nahelegt. Mitte November dieses Jahres veröffentlichte der DEHOGA-Bundesverband die Ergebnisse einer Blitz-Befragung von fast 7.000 gastgewerblichen Betrieben aus ganz Deutschland. Demnach ist die wirtschaftliche Lage erneut extrem angespannt – und das schon ohne den Komplett-Lockdown, den immer mehr Politiker wieder fordern. So setzten Hotels und Restaurants vom 1. bis zum 15. November 2021 28,2 Prozent weniger um als im November des Vorkrisenjahres 2019. „Das für die Branche so wichtige Weihnachtsgeschäft droht komplett wegzubrechen, wir erleben erneut eine Absagewelle“, sagte Guido Zöllick. Der Präsident des DEHOGA-Bundesverbandes betonte: „Mit Blick auf steigende Infektionszahlen und die damit einhergehenden strengeren Zugangsregeln nehmen die Verunsicherung und die Existenzsorgen der Betriebe wieder zu.“ Der Umfrage zufolge beklagen 80,6 Prozent der Beherbergungsbetriebe corona-bedingte Stornierungen von Übernachtungen durch Geschäftsreisende und Touristen.

Wenige Tage nach der Veröffentlichung dieser Umfrage traten die neuen Corona-Einschränkungen in Kraft und bedrohen Restaurants und Hotels ganz existentiell. „Die corona-bedingten massiven Umsatzeinbußen gefährden die Zukunft des Gastgewerbes“, warnte Zöllick. „Im zweiten Lockdown hat die Politik der notleidenden Branche wirksame Unterstützung geleistet. Wenn unsere Betriebe jetzt wieder geschlossen werden, brauchen wir wirksame Überlebenshilfen.“ Aber auch in geöffneten Betrieben sei die Lage durch massenhafte Stornierungen fatal.

Marktkenner spekulieren nun darüber, welche Auswirkungen die sich verstetigende Hotel-Krise auf die Geschäftszahlen und Renditeversprechungen der Art-Invest Real Estate hat, die sich in wirtschaftlich besseren Zeiten „einen der größten Hotel-Projektentwickler in Deutschland“ nannte. Ob Anleger und Investoren die Hotel-Strategie der Art-Invest Real Estate unter CEO Dr. Markus Wiedenmann noch mitzugehen bereit sind, wird sich zeigen. Nimmt man die Aktualität und Reichweite der unternehmenseigenen Facebook-Seite zum Maßstab, ist das Kundeninteresse auffallend gering. Die Seite wurde im Mai 2020 eingerichtet und seitdem nie aktualisiert. Mit Stand Ende November 2021 gefällt gerade einmal 22 Personen die Social-Media-Seite der Art-Invest Real Estate und nur 31 haben sie abonniert.

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