Hat Roman Teufl bei den Geschehnissen rund um die Deutsche Lichtmiete einen scharfen Durchblick?
Hat Roman Teufl bei den Geschehnissen rund um die Deutsche Lichtmiete einen scharfen Durchblick?

Deutsche Lichtmiete: Roman Teufl warb unlängst noch für die EnergieeffizienzAnleihe 2027

Oldenburg – Fast jeder, der über den Kaufmann Roman Teufl spricht, skizziert das Bild eines sehr höflichen und akkuraten Mannes. Und doch gerät nun ausgerechnet dieser Roman Teufl erheblich unter Druck, da er zweifelhafte Investitionen in die norddeutsche Deutsche Lichtmiete beworben haben soll. Jene Deutsche Lichtmiete AG wurde immer wieder mit Innovationspreisen überhäuft. „Allein in den letzten vier Monaten konnten wir uns über mehrere Preise freuen. Darunter den Bundespreis Ecodesign, die höchste staatliche Auszeichnung für Ecodesign in Deutschland“, sagte Geschäftsführer Roman Teufl im Februar 2021. Umso überraschender war, dass die Zentralstelle für Wirtschaftssachen der Staatsanwaltschaft Oldenburg am 8. Dezember die Geschäftsräume der Deutschen Lichtmiete durchsuchen ließ. Die Durchsuchungsanordnungen galten auch für die Tochterfirmen und die Wohnräume von mehreren Beschuldigten. Es geht um das Geschäftsmodell des in Oldenburg ansässigen Unternehmens und eingeworbene Investorengelder in Höhe von rund 100 Millionen Euro. Die Strafverfolger ermitteln wegen des „Verdachts des gemeinschaftlichen Betruges“. Die Unternehmensgruppe hat an Anleger sowohl Direktinvestitionen als auch börsengehandelte Anleihen veräußert. Mit dem akquirierten Kapital sollten hochmoderne und energiesparende LED-Beleuchtungsanlagen finanziert und an Unternehmen vermietet werden. Aus den Mieterlösen mussten die Provisionen, die Verwaltungskosten und die den Anlegern zugesagten Zinsen gezahlt werden.

Ermittlungen wegen des „Verdachts des gemeinschaftlichen Betruges“

Die Staatsanwaltschaft Oldenburg beschreibt das Geschäftsmodell der Deutschen Lichtmiete AG und ihrer Tochterfirmen als Erwerb, Handel und Vermietung von „technischen Einrichtungen“. Seitens des Unternehmens ist von „energieeffizienten LED-Beleuchtungslösungen“ für Supermärkte, Werkstätten, Kühlhäuser, Sporthallen, Großraumbüros, Hotels, Tiefgaragen und Produktionsstätten die Rede. „Das zur Finanzierung des Geschäftsmodells benötigte Kapital wurde in erheblichem Umfang von Investoren erlangt“, schreiben die Strafverfolger und verweisen auf die zwei Finanzierungsmodelle. Bei der Direktinvestition „erwarben die Anleger Technikprodukte von den ausgebenden Konzerngesellschaften, die sie anschließend von den Anlegern mieteten und an gewerbliche Kunden weitervermieteten. Nach Ablauf der fest vereinbarten Mietzeit erwarben die Gesellschaften ihre Produkte von den Anlegern zu einem vorab fest vereinbarten Kaufpreis zurück, wobei den Anlegern eine jährliche Rendite von über fünf Prozent zugesagt wurde.“ Die Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen hegt den Anfangsverdacht, dass vier namentlich nicht genannte Verantwortliche im Laufe ihrer Geschäftstätigkeit erkannten, dass ihr Investorenmodell nicht tragfähig und somit ungeeignet ist, „um die Bezahlung der fälligen und künftig fälligen Forderungen der Anleger aus den Einnahmen der vermieteten technischen Einrichtungen zu generieren“. Trotzdem soll von 2018 bis 2021 weiteres Investorenkapital durch die Ausgabe von Inhaber-Schuldverschreibungen, also von Unternehmensanleihen, eingesammelt worden sein. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Gesamthöhe von mehr als 100 Millionen Euro aus.

Wenn sich die Vorwürfe des gemeinschaftlichen Betruges bestätigen sollten, müssen die Lichtmiete-Anleger mit dem Komplettverlust ihrer Gelder rechnen. Im börslichen Handel verlor die Anleihe bereits innerhalb weniger Tage fast 80 Prozent ihres Wertes. Nach Einschätzung von Experten ist bei dieser Anlageform ein Totalverlust erwartbar, weil es schlicht und ergreifend keine Erwerber mehr geben wird. Nun können sich jene bestätigt fühlen, die den Kapitalanlagen der Deutschen Lichtmiete AG schon immer mit Misstrauen begegnet sind. Weil die Bekanntgabe der Durchsuchungen durch die zuständige Behörde für das Unternehmen sehr schädlich ist, dürfte die Beweislage für den vorgeworfenen gewerblichen Betrug erdrückend sein. Unternehmensvorstand Alexander Hahn bestätigte umgehend das Vorgehen gegen sein Haus: „Die Deutsche Lichtmiete kooperiert vollumfänglich mit den ermittelnden Behörden. Wir werden im Interesse unserer Mitarbeiter, Investoren und der weiteren Beteiligten aktiv dazu beitragen, die Vorwürfe schnellstmöglich aufzuklären.“ Wegen des laufenden Verfahrens bat er um Verständnis, dass sich das Unternehmen fürs Erste nicht weiter äußern wird.

Noch unmittelbar vor den Durchsuchungen übten sich die Oldenburger in „Business as usual“ und warben für ihre LED-Beleuchtungsangebote mit der Überschrift „Fachpartner überzeugt Kunden mit Light as a Service Mietmodell der Deutschen Lichtmiete“. Die Aktiengesellschaft bezeichnete sich bislang als „Nummer Eins für Light as a Service (LaaS) in Europa“. Geschäftsführer Roman Teufl nannte das Geschäftsjahr 2020 trotz der Corona-Beeinträchtigungen das erfolgreichste in der Unternehmensgeschichte: „Wir mussten zwar unsere Erwartungen und Planungen laufend anpassen, konnten uns aber in allen Bereichen steigern. Wir wachsen über alle Branchen hinweg und bauen unsere Marktführerschaft im Bereich Light as a Service damit weiter aus.“

Mit der Herstellung und Vermietung hochwertiger, energie- und kosteneffizienter LED-Beleuchtung beschäftigt die Deutsche Lichtmiete an acht Standorten mehr als 100 Mitarbeiter. Kunden aus Industrie, Handel und Gewerbe sowie Kommunen, Pflegeheime und Kliniken nehmen die Dienste des Vollsortimenters in Anspruch, der für sie die gesamte Projektplanung und -umsetzung übernimmt. Dieser Voll-Service umfasst die Lichtplanung einschließlich der Produktauswahl bis zur Installation und Wartung der LED-Leuchten.

Noch im Februar 2021 wurde eine neue sechsjährige Unternehmensanleihe mit einer zugesagten Jahresverzinsung von 5,25 Prozent aufgelegt. Mit der „Deutsche Lichtmiete EnergieeffizienzAnleihe 2027“ sollten bis zu 30 Millionen Euro eingeworben werden. Roman Teufl erklärte dazu, dass sein Haus zur Finanzierung von Neuprojekten stets neues Kapital benötige und auch zukünftig aktiv den Kapitalmarkt nutzen werde. Danach sieht es nun aber nicht mehr aus. Welche Rolle die Corona-Pandemie für die desaströse Lage des Unternehmens spielt, lässt sich noch nicht abschließend sagen. „Corona trifft die Finanzmärkte und die Realwirtschaft – davon ist auch die Deutsche Lichtmiete nicht ausgenommen“, räumte der Manager im Frühjahr 2021 ein. Das Bestandsgeschäft laufe, aber die Akquise von Neukunden „war für uns in 2020 schwierig, da unsere Gesprächspartner kaum Vor-Ort-Termine wahrnehmen wollten“. Zudem seien laufende Umrüstungsprojekte wegen der regionalen Einschränkungen teils schwieriger zu realisieren gewesen. „Viele Unternehmen hatten in 2020 sicher andere Themen, als sich um eine neue Beleuchtung zu kümmern. Das haben wir natürlich auch merken können.“

Roman Teufl, der auch Geschäftsführer der Deutsche Lichtmiete Vertriebsgesellschaft für ethisch-ökologische Kapitalanlagen mbH ist, war zu Jahresanfang voll des Lobes für die frisch herausgegebene Anleihe, die Klimaschutz und Geldanlage mustergültig miteinander verbinde: „Wir wollen und können unseren Investoren mit der EnergieEffizienzAnleihe 2027 ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Profil bieten. Mit der Anleihe wird eine direkte und nachweisbare soziale und ökologische Wirkung erreicht, also Klimaschutz und Geldanlage in einem Produkt. Das macht die Anleihe zu einem nachhaltigen Investment.“

Warum das Geschäftsmodell der Deutsche Lichtmiete AG offenbar gescheitert ist, wird die interessierte Öffentlichkeit nach Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ganz sicher erfahren.

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