Ulrike Trebesius (rechts im Bild) ist Geschäftsführerin der OWR Wealth GmbH
Ulrike Trebesius (rechts im Bild) ist Geschäftsführerin der OWR Wealth GmbH


Hamburg/Sofia – Die Diplom-Ingenieurin Ulrike Trebesius wurde in Deutschland als Europapolitikerin bekannt. Die gebürtige Hallenserin gehörte von 2013 bis 2015 der AfD an, bei der sie zeitweise das Sprecheramt des Landesverbandes Schleswig-Holstein innehatte. Nach ihrem Einzug ins Europaparlament brach sie mit der AfD, behielt aber das Mandat. Danach beteiligte sie sich an der Gründung der „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“, deren Generalsekretärin und Bundesvorsitzende sie wurde. Die Partei, die sich später in „Liberal-Konservative Reformer“ umbenannte, verließ Trebesius 2018. Zwei Jahre später schloss sie sich der CDU an. Von 2014 bis 2019 saß die Bauingenieurin im Europäischen Parlament. Dort war sie ordentliches Mitglied im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz. Zudem war sie Stellvertreterin der Delegation für die Beziehungen zu Japan.

Mit ihrem Unternehmen, der OWR Wealth GmbH, erwägt sie jedoch keinen Standortwechsel nach Japan, sondern nach Bulgarien. Das erklärte Ulrike Trebesius jüngst bei Bloomberg TV Bulgaria. In der Sendung „Business Start“ beantwortete sie die Fragen von Moderatorin Roselina Petkova, die für den deutschen Studiogast aus dem Bulgarischen ins Englische übersetzt wurden. Die 53-Jährige ist heute Geschäftsführerin von OWR Wealth mit Sitz in Hamburg. Die GmbH hat sich der Entwicklung von Hard- und Softwarelösungen im Sicherheitsbereich verschrieben und als erstes Produkt ein voll verschlüsseltes und abhörsicheres Smartphone für den breiten Markt präsentiert. Das Entwickler-Team soll aus ehemaligen Mitarbeitern des Militärs, der Nachrichtendienste und der deutschen Hightech-Industrie bestehen. Die Produktentwicklung findet nach eigenen Angaben vollständig in Europa statt. Das Ziel ist die maximale Sicherheit für alle persönlichen Smartphone-Daten. Versprochen wird ein „kompletter Schutz vor Wirtschaftsspionage, Hackerangriffen, Cyberkriminalität und unerlaubten Ausspähungen“.

Cygnus oder Alberich der OWR?

Ihr Smartphone mit „100 Prozent Datensicherheit“ empfiehlt die OWR Wealth GmbH vor allem Unternehmern und CEOs, Rechtsanwälten, Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern sowie Politikern mit einem großen Diskretionsbedürfnis. Eine einzigartige Smartphone-Technik soll vor unbefugten Zugriffen schützen und eine Sperrfunktion äußere Angriffe auf sensible Daten und Inhalte ausschließen. Das Smartphone verfügt – auch wenn es nach einem wilden James-Bond-Streifen klingt – tatsächlich über einen Selbstzerstörungsmodus von einer Lock-Funktion per Fernbedienung bis zur vollständigen Löschung im Notfall. Mit datenspeichernden Servern in der Schweiz will OWR für eine absolute Sicherheit auch bei einem Gerätediebstahl sorgen. Dabei bleiben alle üblichen Smartphone-Funktionen erhalten. Nach Unternehmensangaben werden alle Apps von den hauseigenen Spezialisten in der Schweiz entwickelt und Schwachstellen durch Appstore, Playstore oder externe Anschlüsse beseitigt.

Mit diesen datensicheren Smartphones erregt Ulrike Trebesius derzeit in Bulgarien Aufmerksamkeit. Die meisten Verbraucher, aber auch viele kleine und mittlere Unternehmen sowie Institutionen seien sich gar nicht bewusst, dass ihre Daten in Smartphones unzureichend geschützt sind, argumentierte die OWR-Chefin bei Bloomberg TV Bulgaria. Jedes konventionelle Gerät könne angegriffen werden. Die Kanäle für unbefugte Zugriffe auf Daten seien zahlreich und umfassten Kamera-Apps und Headsets ebenso wie Spiele und Internet-Browser. In der Sendung „Business Start“ sagte die 53-Jährige zu ihrer Smartphone-Innovation: „Wir haben in den letzten Jahren eine Software und eine eigene Hardware entwickelt, die nachweislich sicher ist, damit wir die Daten unserer Kunden schützen können. Wir gewährleisten dies mit unseren eigenen Servern in einem Land, das nicht von den europäischen Vorschriften betroffen ist.“ Man führe in der Schweiz und Deutschland noch umfangreiche Tests der entwickelten Smartphone-Lösung durch. Sie sei aber „sehr, sehr zuversichtlich“, dass das Schutzverfahren Hackerangriffen standhält, sagte Trebesius. Die Tests sollen den Nachweis einer 100-prozentigen Sicherheit bringen. OWR Wealth konzentriert sich momentan auf die Endnutzer in kleinen und mittleren Unternehmen, die ihr geistiges Eigentum schützen müssen.

Die frühere Europaabgeordnete mit liberal-konservativem Hintergrund hat sich ihre alte Staatsskepsis bewahrt. So erklärte sie dem bulgarischen Fernsehpublikum, das Thema „EU-Verordnungen“ sei besonders wichtig, weil die Mitgliedstaaten versuchten, alle Bürger zu überwachen und sich unbefugt Zugang zu ihren Kommunikationskanälen zu verschaffen. „Jeder steht unter Verdacht. Das ist das Gegenteil davon, wie die Dinge sein sollten“, betonte die Unternehmerin. In den Händen von Hackern hält sie Künstliche Intelligenz (KI) für ein Sicherheitsrisiko, aber KI-Tools ermöglichten einen guten Schutz der Privatsphäre. Trotz seiner Erfolge und der Verfügbarkeit von geschultem Personal sei Deutschland verglichen mit den USA oder Indien kein sehr gutes Umfeld für Hightech-Unternehmen. Marktregulierungen und Bürokratismus hemmten das Wachstum innovativer Start-ups, kritisierte Trebesius und brachte Bulgarien als neuen Standort ihres Unternehmens ins Spiel. Die OWR Wealth GmbH will die Defizite Deutschlands durch weitere Auslandsniederlassungen ausgleichen. Der Entscheidungsprozess scheint noch nicht abgeschlossen zu sein, aber Bulgarien ist wohl ein heißer Anwärter auf eine OWR-Dependance. „Wir haben Erfahrung in Osteuropa, in Bulgarien. Wir sind im Moment sehr an der Entwicklung von Software interessiert“, unterstrich Ulrike Trebesius im Gespräch mit Moderatorin Roselina Petkova. „Viele Unternehmen sind daran interessiert, nach Bulgarien zu kommen, weil hier ein sehr gutes Geschäfts- und Wirtschaftsumfeld für Investoren aus verschiedenen Ländern herrscht. Es gibt keinen überregulierten Markt, und das Steuersystem ist sehr attraktiv.“ Deshalb strecke man seine Fühler nach Bulgarien aus.

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