Salzburg – Apotheken sind in Deutschland ein wesentlicher Bestandteil der ambulanten Gesundheitsversorgung. Ende 2023 versorgte eine Apotheke durchschnittlich 4.819 Menschen, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Zehn Jahre zuvor waren es im Durchschnitt noch 3.909 Einwohner. Bis vor 20 Jahren gab es hierzulande Medikamente fast nur in stationären Apotheken, bis das Internet auch in diesem Markt die Vertriebswege revolutionierte. Mit dem Anfang 2004 in Kraft getretenen Gesundheitsmodernisierungsgesetz wurde der Versandhandel mit rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Medikamenten erlaubt. Seitdem dürfen Arzneimittel über Online-Apotheken vertrieben werden.
Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) feierte unlängst mit einem großen Branchen-Event „20 Jahre erfolgreicher Arzneimittelversandhandel“. Auf verschiedenen Podien sprachen Experten über die neuesten Formen der Arzneimittelversorgung. Dabei ging es beispielsweise um die Einbindung der pharmazeutischen Versorgung in die elektronische Patientenakte, die Weiterentwicklung des E-Rezepts und das Marken-Management. Diskutiert wurden zudem Anwendungsformen der Künstlichen Intelligenz und die Chancen der Telepharmazie für eine weiter verbesserte Patientenberatung. „Eine innovative Arzneimittelversorgung ist und bleibt zentral für unser Gesundheitswesen“, betonte der BVDVA-Vorsitzende Heinrich Meyer, der selbst Inhaber einer Versandapotheke ist.
Besonders gerne werden OTC-Arzneimittel online bestellt. Das Kürzel steht für „over the counter“, was auf Deutsch „über die Ladentheke“ bedeutet. OTC-Produkte sind apothekenpflichtige Medikamente, die ohne ein ärztliches Rezept gekauft werden können. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel die bekannten Schmerzstiller. In den Jahren von 2018 bis 2023 ist der Umsatz des hiesigen OTC-Apothekenversandhandels deutlich gestiegen. Nach Angaben des Branchendienstes IQVIA belief sich der Versandhandelsumsatz mit OTC-Produkten im letzten Jahr deutschlandweit auf rund 3,2 Milliarden Euro. 2018 machten Versandapotheken in diesem Medikamenten-Segment noch weniger als 1,9 Milliarden Euro Umsatz.
Einen Beitrag zur pharmazeutischen Grundversorgung will die in Salzburg ansässige Pharmawood GmbH leisten. Online-Auskunfteien beschreiben ihre Tätigkeit als „Dienstleistungen in der automatischen Datenverarbeitung und Informationstechnologie betreffend Arzneimittel und Medizinprodukte“. Das Unternehmen bietet einen Online-Marktplatz für Medikamente und will mit seinen Leistungen immer wieder auftretenden Arzneimittel-Engpässen entgegenwirken. Dieses Problem ist nicht erst in der Corona-Zeit mit ihren unterbrochenen Lieferketten ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt. Unlängst kritisierte der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) das Fehlen wichtiger Medikamente für Kinder und Jugendliche. Auch die Apotheker schlugen Alarm und beklagten eine Unterversorgung mit dem Antibiotikum Penicillin. Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg warnte sogar vor einem allgemeinen Medikamentenmangel.
Das Angebot von Pharmawood richtet sich vor allem an ortsgebundene Apotheker, die durch fehlende Medikamente wichtige Kunden an Online-Apotheken verlieren könnten. Verzweifelte Versuche, die vom Kunden verlangten Medikamente doch noch zu bekommen, kosteten enorm viel Zeit und seien ein großer Stressfaktor, erklärt der Dienstleister. Enttäuschte oder gar verärgerte Kunden führten zu einer geschwächten Kundenbindung und kosteten Umsatz. Um am Medikamentenhandel innerhalb Österreichs und Deutschlands teilnehmen zu können, muss man sich auf der unternehmenseigenen Plattform zunächst registrieren. Mit wenigen Teilschritten ist der Anmeldeprozess abgeschlossen und ein Benutzerkonto eingerichtet. Dann erhält der Kunde alle entscheidungsrelevanten Informationen, die die Internetseite nicht bereitstellt. Der digitale Marktplatz soll nach dem Prinzip „Einer für alle, alle für einen“ funktionieren und die Probleme von Käufern und Verkäufern „mit nur ein paar wenigen Klicks lösen“.
Pharmawood-Geschäftsführerin ist Ulrike Trebesius, die von 2014 bis 2019 Abgeordnete des Europaparlaments war. Dort engagierte sie sich im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten sowie im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz. Ein Jahr nach ihrem Parlamentseinzug trat die gebürtige Hallenserin aus der AfD aus, über deren Liste sie ins EU-Parlament eingezogen war. Nach der Tätigkeit für eine liberal-konservative Kleinstpartei war sie erst einmal parteilos, bis sie sich im Jahr 2020 der CDU anschloss. Die Diplom-Ingenieurin (FH) arbeitete zunächst in einem Ingenieurbüro, war dann Dozentin an einer Technischen Fachschule und schließlich technische Assistentin in einem Bauunternehmen. Nach einer Zwischenstation im Vertriebswesen eines Möbelherstellers folgten weitere Beschäftigungsverhältnisse als Planerin und Konstrukteurin mit Ingenieursbezug. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Europaparlament orientierte sich Ulrike Trebesius beruflich neu. Heute leitet die 54-Jährige mit ihrer erfahrungsreichen Vita die Pharmawood GmbH.