Meppen – Um die gestiegene Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zu befriedigen und den Übergang zu einer emissionsfreien Mobilität zu schaffen, muss die langfristige Versorgung mit Batteriemetallen wie Kobalt, Kupfer und Lithium sichergestellt sein. Lithium – ein Leichtmetall mit der geringsten Dichte der unter Normalbedingungen festen Elemente – ist für die Herstellung von Elektroauto-Batterien essentiell und hat an der Erdkruste einen Anteil von nur etwa 0,006 Prozent. Damit kommt es dort etwas seltener als Zink, Kupfer und Wolfram vor. Wenn es keine Versorgungssicherheit mit Lithium gibt, scheitert das große Ziel der Politik, mehr E-Autos auf die Straße zu bringen.
Lithium ist der begehrte Zentralstoff für die Elektromobilität und Klimawende
Schon im November 2019 fand im Bundestag eine öffentliche Anhörung zum Thema „Rohstoffe unter besonderer Berücksichtigung von E-Mobilität“ statt. Auf Einladung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung machten mehrere Experten darauf aufmerksam, dass die Nachfrage nach metallischen Rohstoffen wegen des Ausbaus der Elektromobilität deutlich steigen wird. Mehr Transparenz bei globalen Lieferketten und höhere Recyclingquoten müssten sich in einer neuen Rohstoffstrategie der Bundesregierung niederschlagen, war die einhellige Forderung. Wegen jährlich steigender Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen erwartete Dr. Volker Steinbach eine sehr dynamische Nachfrage nach mineralischen Rohstoffen wie Lithium, Nickel, Kobalt und Graphit sowie nach Seltenen Erden und Kupfer. Der Vertreter der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe mahnte eine Verbesserung der Abbau- und Produktionsbedingungen an. Prof. Dr. Alexander Michaelis vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme forderte aus ökologischen und ökonomischen Gründen wesentlich mehr Recyclingbemühungen. Ansonsten drohten durch den wachsenden Rohstoffabbau erhebliche Umweltschäden und eine noch größere Importabhängigkeit Deutschlands und Europas. Michaelis betonte, dass gerade das kostbare Lithium zu 90 Prozent recycelt werden könne. Die Politik sei aber gefragt, weil die Kosten des recycelten Lithiums die des neu gewonnenen aus Südamerika überträfen. Dort gilt der wichtige Bestandteil von Batterien längst als „Weißes Gold“.
Auch die Düsseldorfer RheinLithium ist in dem silbrigen Leichtmetall investiert
Auch das Düsseldorfer Unternehmen RheinLithium setzt auf eine weltweit galoppierende Nachfrage nach dem kostbaren Leichtmetall. Die weltweit größten Vorkommen – man vermutet 70 Prozent des Gesamtvorkommens – gibt es im Dreiländereck zwischen Bolivien, Argentinien und Chile. Wer einen sicheren Zugang zur Lithiumgewinnung in den Salaren und Salzwiesen Südamerikas hat, gehört zu den Profiteuren der grünen Energiewende. Eine extreme Trockenheit in Verbindung mit starker vulkanischer Aktivität führte in dieser Region dazu, dass aus Salzseen die heutigen Salzwüsten wurden. In diesen Salzpfannen lagert tonnenweise Lithium. Salzhaltiges Grundwasser, die Sole, wird aus tiefen Brunnen gefördert und in künstliche Becken geleitet. Nach einem langen Verdunstungsprozess ist das Wasser in den Becken so stark reduziert, dass ein Gemisch mit hoher Lithiumkonzentration übrigbleibt. Für die angestrebte Konzentration müssen rund 97 Prozent des Wassers verdunsten. Durch weitere Trocknungs- und Reinigungsvorgänge gewinnt man schlussendlich den Rohstoff Lithiumcarbonat, der vor allem zur Herstellung von Akkus eingesetzt wird. Zur Gewinnung von Lithium werden ausgerechnet in einer der trockensten Weltgegenden enorme Wassermengen benötigt.
Viel seltener als die Lithiumgewinnung aus verdunstetem Salzwasser ist jene aus Gesteinen im offenen Tagebau. Immer mehr Bergbaugesellschaften setzen auf neue ökologisch-soziale Maßstäbe bei der Minennutzung. Henk van Alphen, der mit seinem Unternehmen Wealth Minerals in chilenische Vorkommen investiert, hat dafür eine Partnerschaft mit einer Bergbaufirma geschlossen. „Bisher wird Lithium in Chile so gefördert, dass man die Salzlake hochpumpt und dann in riesigen Becken länger als ein Jahr verdunsten lässt, bis der Anteil von Lithium in der Flüssigkeit hoch genug ist“, erläutert der Niederländer. Für dieses Verfahren sei wegen des hohen Wasserverbrauchs aber die Akzeptanz gesunken. „Jetzt gibt es Technologien von Dutzenden Unternehmen, die das Lithium direkt aus der Flüssigkeit ziehen – so ähnlich wie Wasserreinigungsanlagen.“ Van Alphen setzt auf diese technologische Neuerung, weil das bisherige Gewinnungsverfahren die riesige Nachfrage gar nicht befriedigen kann: „Die globale Nachfrage soll bis 2030 von derzeit 600.000 auf jährlich vier Millionen Tonnen anwachsen. So viele Lithium-Projekte aus Salzlake gibt es gar nicht, um diese Lücke zu füllen.“
Da man die Versorgung mit dem Leichtmetall offenbar für gesichert hält, entsteht in Guben zur Förderung der E-Mobilität die erste Lithium-Fabrik Brandenburgs. Das deutsch-kanadische Unternehmen Rock Tech Lithium hat dieser Tage die Baugenehmigung für die 650-Millionen-Investition erhalten und bereits eine Materialbestellung von Mercedes für 300.000 E-Autos im Rücken. Vor 17 Monaten hatte der Chef von Rock Tech Lithium den Kaufvertrag für eine 12.000-Quadratmeter-Fläche am Rand eines Gubener Industriegebiets unterzeichnet. Dirk Habecke kündigte den Bau eines „Lithiumkonverters“ an, um die Hersteller von E-Autobatterien mit dem unverzichtbaren Grundstoff zu versorgen. Der Bauantrag wurde Anfang letzten Jahres gestellt. Nachdem das Landesumweltamt die erste immissionsschutzrechtliche Teilgenehmigung für das Großprojekt erteilt hat, ist laut einem Rock-Tech-Sprecher die gesamte Anlage gebilligt.
Auch am anderen Ende der Republik tut sich einiges in Sachen Lithium. Der Bochumer Mobilitätsdienstleister Fahrzeug-Werke Lueg und das Entsorgungsunternehmen Deppe haben ein Joint Venture gegründet, um in Meppen in einer eigenen Anlage das Recycling von Batterien zu betreiben. Mit der Unternehmenstochter soll ein ganzheitlicher Recyclingprozess für Lithium-Batterien aus Elektroautos geschaffen werden, der Demontage, Logistik sowie Second-Life- und Verwertungsprozesse umfasst. In einem ersten Schritt sollen am Standort Meppen 20.000 Tonnen Altbatterien im Jahr recycelt werden, langfristig 60.000 Tonnen.
Quelle: https://rheinlithium.com/