Hamburg – Wenn Til Schweiger als einer der kommerziell erfolgreichsten deutschen Filmschaffenden bei Dreharbeiten ist, steht er nicht nur im Fokus der Massenmedien. Verzückt berichtet auch die Lokalpresse, wenn einige Szenen vor ihrer Haustür gedreht werden. Der Redaktion Siebengebirge des „General-Anzeigers“ war es einen großen Bericht wert, dass Schweigers Filmteam für die Fortsetzung des Kultstreifens „Manta Manta“ von 1991 zwei Tage lang in Bad Honnef drehte. Für den am 30. März 2023 anlaufenden zweiten Teil der Ruhrpott-Komödie kehrt Til Schweiger noch einmal als Bertie vor die Kamera zurück. Drehort war unter anderem die Villa Heckenfels im Bad Honnefer Stadtteil Rommersdorf. Das Gebäude mit Garten und Pool ist in der Region bekannt: Gebaut für den Unternehmer August Lepper (1873-1931), nach dem Zweiten Weltkrieg von belgischen Besatzungstruppen beschlagnahmt und nach 1949 vom stellvertretenden britischen Hohen Kommissar als Residenz genutzt, wird die vornehme Villa heute für Hochzeiten, Vortragsveranstaltungen und eben Dreharbeiten vermietet.
„Manta Manta – Zwoter Teil“ ist ganz auf Til Schweiger zugeschnitten. Der gebürtige Freiburger ist zugleich Drehbuchautor, Hauptdarsteller und Regisseur der Geschichte um das Kultauto aus Rüsselsheim. In der Produktion der Constantin Film geht es erneut um den von Schweiger gespielten Bertie, der vor langer Zeit seine Karriere als Rennfahrer beendet hat und beruflich mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Er betreibt inzwischen recht erfolglos eine Kartbahn mit angeschlossener Autowerkstatt. Als ihm wegen eines nicht getilgten Darlehens die Bank mit der Zwangsversteigerung droht, will er die finanziell rettende Siegprämie eines 90er-Jahre-Rennens einstreichen. Bertie bleiben nur wenige Wochen, um seinen alten Opel Manta technisch aufzumotzen und rennentauglich zu machen. „Manta Manta – Zwoter Teil“ dürfte wieder einmal die Erwartungen der großen Til-Schweiger-Fangemeinde erfüllen – nur noch ein Vierteljahr muss sie warten.
Tilman Valentin „Til“ Schweiger ist heute eines der bekanntesten und beliebtesten Gesichter der deutschen Filmbranche. Neben der Manta-Geschichte machten ihn vor allem die Streifen „Der bewegte Mann“, „Knockin’ on Heaven’s Door“, „Keinohrhasen“, „Kokowääh“ und „Honig im Kopf“ zum Publikumsliebling. Dabei wurde ihm die Schauspielerei nicht direkt in die Wiege gelegt. Der 1963 geborene Lehrersohn studierte nach seinem Abitur mit der respektablen Note 1,6 zunächst Germanistik und später Medizin. In diesen Berufsfeldern sah er aber keine Zukunft für sich und brach das Studium ab. Danach wechselte er an eine Kölner Schauspielschule und startete seine TV-Karriere mit der Rolle des Jo Zenker in der „Lindenstraße“. 1995 heiratete der Frauenschwarm die US-amerikanische Unternehmerin, Moderatorin und Autorin Dana Carlsen. Das Paar bekam vier Kinder, von denen die drei Töchter Luna, Lilli und Emma ebenfalls in die Schauspielerei gingen. Seit 2005 lebte das Paar offiziell getrennt und ließ sich 2014 scheiden.
Schweiger macht aber nicht nur mit seinem Filmschaffen von sich reden. Seit vielen Jahren engagiert er sich öffentlichkeitswirksam gegen Kinderarmut. Es könne doch nicht sein, dass ein reiches Land wie Deutschland mehr als drei Millionen Kinder unter der Armutsgrenze aufwachsen lasse, klagte er einmal. 2018 wurde er bei der Verleihung der Audi Generation Awards in der Kategorie Charity ausgezeichnet. „Kinder, die in Armut aufwachsen, haben kaum eine Chance, diesem Zyklus zu entkommen“, sagte er bei der Award-Vergabe in München. „Kinder kommen auf die Welt unverbraucht, ehrlich, neugierig, voller Vertrauen.“ Wenn sie jedoch unter widrigen Bedingungen aufwüchsen, verkümmerten sie und gerieten auf die schiefe Bahn. Schweiger äußerte sich überzeugt: „Aus jedem Kind kann man was Wunderbares machen. Kein Kind kommt als Arschloch auf die Welt.“
Zur Unterstützung von Kindern förderte er nicht nur das „Mutmacher“-Projekt der Stiftung Stern und der Arche, sondern gründete 2015 die Til Schweiger Foundation mit Sitz in Hamburg. Deren erklärtes Ziel ist die Verbesserung der Lebenschancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher. Die Stiftung unterstützt Bildungs- und Sportprojekte, den Bau von Schulen und Kindergärten, die Errichtung von Suppenküchen und fördert die psychologische Betreuung traumatisierter Kinder. Die Foundation versteht sich nach eigenen Angaben „als prominent besetzte und schlagkräftige Hilfsorganisation. Ziel ist es im Hinblick auf den Stiftungszweck gesellschaftliche Missstände aufzudecken und ein gemeinschaftliches Bewusstsein für akut benötigte Hilfe zu schaffen.“ Dafür sammelt sie Geldspenden und schafft durch die Prominenz ihres Namensgebers mediale Aufmerksamkeit.
Die bekommt der sozial Engagierte, der sein Herz oft auf der Zunge trägt, auch durch Wortmeldungen zu gesellschaftlichen Themen. Aus seinem Kinderschutzdenken heraus verlangte der Schauspieler vor Jahren eine Meldepflicht für Sexualstraftäter. In der ZDF-Sendung von Markus Lanz stieß er sich am laschen Umgang Deutschlands mit Sexualstraftätern und forderte eine Orientierung an den USA, wo Sexualverbrecher gemeldet werden. Dort könne man im Internet nachlesen, ob ein Sexualstraftäter in der eigenen Nachbarschaft wohne, sagte der Familienvater und schob die Bemerkung hinterher, nicht zu wissen, was daran verwerflich sein solle. Überdies kritisierte er, dass hierzulande zu häufig die Täterperspektive eingenommen wird: „Es geht immer nur um die Täter. Ich höre nie, was aus den Opfern wird.“
Mut zur eigenen Meinung bewies Til Schweiger auch in der Corona-Krise. Zunächst tadelte er ganz regierungskonform Passanten, die in einem Hamburger Park nicht die Abstandsregeln eingehalten haben. Im April 2020 ließ er aber durchblicken, dass er die staatlichen Corona-Maßnahmen für übertrieben hält. So veröffentlichte er bei Instagram den Ausschnitt eines Videos des HNO-Arztes Bodo Schiffmann, in dem dieser das Virus mit einer „Erkältung“ verglich. Der Mime schrieb dazu: „Sehr interessant! Bodo Schiffmann, HNO-Arzt, kann man auf Youtube anschauen! Sehr informativ!“ Außerdem sprach er sich gegen die Corona-Impfung von Kindern aus. Das war die zentrale Botschaft des Films „Eine andere Freiheit“. In der Dokumentation äußerten sich Mediziner, Gesundheitsökonomen und einige Kultur-Prominente zu möglichen Nebenwirkungen der Impfstoffe bei Kindern. Til Schweiger erzählte, dass er seine Kinder vor Jahren gegen die Schweinegrippe impfen ließ und eine Tochter danach eine Narkolepsie (Schlafkrankheit) entwickelt habe. „Ich habe damals meine Kinder schützen wollen, mit dem Ergebnis, dass ich eine meiner Töchter geschädigt habe. Das verzeihe ich mir eigentlich gar nicht“, gestand der Wahl-Hamburger. Des Weiteren bezeichnete er im Einklang mit vielen Medizinern Corona als für Kinder „absolut harmlos“.
Dass er für seine gegen den Medien-Mainstream gebürsteten Auffassungen neben Zuspruch viel Kritik einstecken musste, hat ihm nicht geschadet. Mit seiner authentischen Art und seinen legendären Filmrollen hat der Endfünfziger längst deutsche Filmgeschichte geschrieben. Im Frühjahr kommenden Jahres wird er mit der lang erwarteten Fortsetzung von „Manta Manta“ seine Fans wieder begeistern. Wetten?