Jeff Bezos und Elon Musk liefern sich ein Rennen um die Zukunft (Bildquelle: Pixabay)
Jeff Bezos und Elon Musk liefern sich ein Rennen um die Zukunft (Bildquelle: Pixabay)

von Ulrike Trebesius -

Cape Canaveral – Wir schreiben das Jahr 2025: Bahnbrechende Technologien revolutionieren die Raumfahrt und geben den Startschuss frei für einen Wettlauf zwischen Chinesen und Amerikanern im Kampf um die Ressourcen des Mondes. Das ist die Story des Buches „Limit“ von Frank Schätzing, das im Jahr 2009 erschienen ist. Jeff Bezos ist mit seiner Idee also im Zeitrahmen von Schätzings Roman, der damals noch wie reinste Zukunftsmusik klang. 

Und was Jeff Bezos plant ist nicht minder revolutionär: seine kommerzielle Raumstation „Orbital Reef“ soll die Erde zukünftig umkreisen und dabei die Annehmlichkeiten eines Weltklasse–Hotels bieten. Ebenso wie Elon Musk und Richard Branson ist Bezos ein Revolutionär im Sinne der technischen Innovation. Sein geplantes Projekt soll ein orbitales Riff sein, welches mit blühenden Öko-Systemen das Leben im All ermöglichen will. Es ist der Auftakt zu einem Unternehmen, dass die Raumfahrt langfristig revolutionieren und kommerzialisieren will. Begonnen hat es mit einem ersten Flug von Bezos im Oktober dieses Jahres, an dem auch Captain Kirk alias William Shatner, der Darsteller aus „Star Trek“, medienwirksam teilgenommen hat. 

Orbital Reef soll in einer Höhe von ca. 500 Kilometer die Erde umkreisen und wird etwas kleiner als die Raumfahrtstation ISS sein. Das Projekt soll laut Angaben des Geschäftsführers Brent Sherwood der Beginn der Besiedlung des Weltraumes werden. Geplant ist vorab eine Station, die zehn Menschen beherbergen kann, die sich dann an spektakulären Aussichten aus den Kabinenfenstern erfreuen können. Später sollen Raketen Fracht bzw. Besucher an Bord der Station bringen, die ebenfalls eine Mondlandefähre an Bord haben soll. 

Langfristig sollen an „Orbital Reef“ auch wissenschaftliche Module und Experimentierplattformen angedockt werden können, welche von privaten und staatlichen Agenturen angemietet werden können. Damit könnte ein Innovationsschub einsetzen, der die orbitale Forschung insgesamt voranbringen kann. Denn laut Werbe-Video für „Orbital Reef“ sollen hier Menschen zusammenkommen, die gemeinsam an unterschiedlichen Projekten forschen, welche wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Unternehmen und Universitäten mit Wissenschaftlern und Forschern aus den unterschiedlichsten Bereichen könnten hier an Themen wie Raumfahrt–Technologie, Robotik, Logistik sowie Studien in Physik, Biologie und Erd–Wissenschaften arbeiten. Dabei stünden ihnen Experimente in der Schwerelosigkeit ebenso zur Verfügung wie die Möglichkeit, Testungen im Orbit vorzunehmen. Was im Augenblick noch nebulös klingen mag, kann sich jedoch bald mit konkreten Inhalten füllen. Denn neben Blue Origin, wie Jeff Bezos Unternehmen heisst, sind Unternehmen wie Boeing, Redwire Space, Genesis Engineering Solutions und die Arizona State University mit involviert. 

Doch nicht nur die Forschung ist interessiert. Längst hat auch die Industrie das Potenzial für sich entdeckt. Zukunftsorientierte Investoren sehen hier Chancen auf einen neuen Markt. Neben Jeff Bezos sind auch Elon Musk mit SpaceX und Richard Branson mit Virgin Calactic im neuen orbitalen Umfeld tätig. So bekam der Tesla – Gründer kürzlich den Zuschlag, im Auftrag der NASA das Raumschiff „Starship“ zu entwickeln, mit dem ab 2024 Astronauten im Rahmen der Artemis-Mission zum Mond gebracht werden sollen. 

Die Chinesen planen die Raumstation „Tiangong“, die bereits im Jahr 2022 fertiggestellt werden soll. Ausserdem sind auch Russland und Indien im Rennen. ISRO, Indian Space Research Organisation, soll der Name der geplanten Station sein, die ebenfalls im Jahre 2022 mit einer ersten bemannten Mission starten möchte. 

Ähnlich wie in Frank Schätzings Roman beschrieben, findet gerade ein Wettlauf statt. Nicht nur, wer als erster mit einer neuen orbitalen Station im All vertreten sein wird. Sondern auch, wer für Wissenschaft und Forschung am interessantesten ist. Und vielleicht könnte dann neben einer touristischen und wissenschaftlichen Nutzung des Weltraumes tatsächlich langfristig sogar der Abbau von Bodenschätzen auf dem Mond erfolgen. Wer weiß? 

Was vor knapp zehn Jahren noch nach Science Fiction klang, wird gerade Wirklichkeit. Die Europäer mit ihrer European Space Agency ESA werden dabei allerdings kaum eine Rolle spielen. Mutige Innovationen und Investitionen werden von anderen Ländern vorangetrieben und der Kampf wohl tatsächlich zwischen Amerika und Asien entschieden.

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