Der Investor Florian Fritsch gilt zeitgleich als genial und umstritten.
Der Investor Florian Fritsch gilt zeitgleich als genial und umstritten.


Vaduz – Florian Fritsch hatte immer ein Talent zur Selbstvermarktung, wie es vielen erfolgreichen Unternehmern eigen ist. Erfolge feierte der Tech-Visionär mit seinem Engagement beim Lieferdienst Delivery Hero und beim „Maschinenvernetzer“ Relayr. Einen Namen machte sich der frühere Rettungssanitäter zudem mit der Investmentfirma Kalrock, dem Family Office Fritsch & Co. mit Sitz in Vaduz und der Gropyus AG. Letztere hat sich einer Digitalisierungsrevolution zum Bau klimafreundlicher Fertighäuser verschrieben. „Nicht nur über mögliche Ideen und Innovationen reden, sondern sie aktiv mitgestalten“, heißt es auf Fritsch‘ eigener Internetseite. „Mit 16 schon Gründer eines eigenen Unternehmens, setzte Fritsch schon früh seine Begeisterung für zukunftsträchtige Technologien um. Als einer der ersten Deutschen erkannte der Tech-Pionier das Potenzial von Elektromobilität – und investierte in Tesla.“ Im Netz präsentiert sich der Investor als überzeugter Kämpfer für Nachhaltigkeit. Als leidenschaftlicher Fotograf habe er sich schon früh für die Schönheit der Natur begeistert und die Folgen des Klimawandels in seinen Bildern eingefangen. „Wie fragil unsere Erde ist, hat er selbst bei einer Expedition in die Arktis erleben dürfen: 2018 durchquerte Fritsch die Nordwestpassage, die durch das starke Abschmelzen der Eismassen für Schiffe weitgehend befahrbar ist.“ Neben dem Klimaschutz setzt sich der Unternehmer nach eigenen Angaben für humanitäre Projekte ein, wozu er die Aufnahme von Bootsmigranten im Mittelmeer zählt.

Keine Auswirkungen auf Übernahme von Jet Airways erwartet

Derzeit macht Florian Fritsch aber mit seinem Geschäftsgebaren Schlagzeilen, das ihn ins Visier der Behörden gebracht hat. „Razzien bei Investor Florian Fritsch in Österreich, Liechtenstein und der Schweiz“ titelte jüngst das „Handelsblatt“ und nannte ihn einen „umstrittenen Financier“. Gleich drei Staatsanwaltschaften haben Ende Oktober die Geschäfts- und Privaträume des 44-Jährigen durchsucht, um Beweismaterial zu sichern. Wie die Liechtensteiner Staatsanwaltschaft mitteilte, wird gegen den deutschen Vermögensverwalter wegen des Verdachts des schweren Betrugs, der Untreue und der Geldwäsche ermittelt. Medien zufolge richten sich die Ermittlungen nicht allein gegen Fritsch, sondern gegen mindestens vier weitere Personen. Am Firmensitz von Fritsch & Co. in Vaduz sowie an anderen Standorten nahmen die Ermittler Computer, Unterlagen und Mobiltelefone mit. Außerdem haben sie die Konten des auf Private-Equity-Investments spezialisierten Vermögensmanagers eingefroren.

Tech-Investor Florian Fritsch unter Geldwäsche- und Betrugsverdacht

Viele Medien greifen den Fall auf, weil Fritsch‘ Konflikte mit Geschäftspartnern schon seit Jahren deutsche Gerichte beschäftigen. Recherchen des „Handelsblattes“ haben ergeben, dass die Geschäftspraktiken des Start-up-Investors seit fast 15 Jahren Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen sind. Die Vorwürfe umfassen beispielsweise Untreue und Unterschlagung. Im Auftrag von zwei Großgläubigern erwirkte nun ein liechtensteinischer Anwalt für Fritsch-Konten Arrestbeschlüsse in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe. Der Beschuldigte räumt „Differenzen über die Höhe und die Fälligkeit von Investments“ ein.

Seine Partner von der Investmentfirma Kalrock wollen die Ermittlungen nicht überbewerten: „Kalrock Capital Partners Ltd. bestätigt, dass ihr Promoter Florian Fritsch bei bestimmten Untersuchungen behilflich ist, die von Aufsichtsbehörden in Liechtenstein, der Schweiz und Österreich eingeleitet wurden. Die laufende Untersuchung wurde auf der Grundlage anonymer Beschwerden eingeleitet, die in Bezug auf bestimmte Unternehmen eingereicht wurden, bei denen Florian persönlich einer der Finanzinvestoren ist.“ Die Streitigkeiten seien rein kaufmännischer Natur. „Florian hat in Bezug auf diese Streitigkeiten und Klagen bereits Klagen beim zuständigen High Court eingereicht, die ebenfalls untersucht werden.“ Die laufenden Ermittlungen hätten keine Auswirkungen auf die Übernahme von Jet Airways. Auch bleibe das Konsortium von Kalrock und des in Dubai ansässigen Investors Murari Lal Jalan der Fluggesellschaft verpflichtet. Fritsch gehört mit Kalrock Capital zu dem Konsortium, das die im Jahr 2019 Insolvenz anmeldende Jet Airways wiederbeleben will.

Der Mann, dem das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ einen „ausgeprägten Instinkt für neue Geschäftsideen“ bescheinigte, hält sich derweil bedeckt und dürfte mit Top-Anwälten längst an einer Entlastungsstrategie arbeiten. Wer es vom Feuerwehrmann und Rettungssanitäter zum Großinvestor und Verwalter von Milliardenvermögen gebracht hat, der gibt nicht so schnell auf, selbst wenn das Image mal Schaden nimmt. Vor zwei Jahren verwaltete allein sein Family Office Fritsch & Co. in Liechtenstein Assets in Höhe von einer Milliarde Euro.

In der Start-up-Szene machte Fritsch zuletzt als Mitgründer des deutsch-österreichischen Fertighausentwicklers Gropyus auf sich aufmerksam. Die Aktiengesellschaft will mit ihrer innovativen Fertighaustechnik für bezahlbaren und klimaschonenden Wohnraum sorgen und ist dafür bereits von Harald Mahrer, dem Präsidenten der österreichischen Wirtschaftskammer, gelobt worden. „Gropyus ist das erste Bauunternehmen, das den Bewohner als User ins Zentrum stellt – und nicht unbedingt denjenigen, der uns die Immobilie abkauft“, erläuterte Fritsch einmal. Mit einem eigens entwickelten „Betriebssystem“ will das Unternehmen Mietern eine ganze Reihe digitaler Services anbieten. „Wir wollen leistbaren Wohnraum schaffen“, versicherte der Ideengeber und nannte Holz als den nachhaltigen Haupt-Baustoff für die Gropyus-Häuser. Ende letzten Jahres zogen dunkle Wolken am Unternehmenshimmel auf: Florian Fritsch legte mit sofortiger Wirkung seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender der Gropyus AG nieder und begründete das mit familiären Verpflichtungen und „weiteren Projekten im Bereich Enviromental, Social & Governance“. Gut unterrichtete Kreise lancierten hingegen, dass das Management mit seiner Tätigkeit als Aufkäufer von Bauland unzufrieden gewesen sei. „Ein besonderer Grundstücksdeal kam derweil zustande“, schrieb Anfang 2022 die Zeitschrift „Capital“. Laut dem Sitzungsprotokoll des Aufsichtsrates habe Fritsch ein ihm gehörendes Grundstück bei Koblenz für rund neun Millionen Euro an Gropyus veräußert. „Ob der Deal ursächlich war für den Streit? Die Firma verneint

Derartige Spekulationen dürften dem Tech-Investor gerade herzlich egal sein, solange nicht die schwerwiegenden Vorwürfe des Betrugs, der Untreue und der Geldwäsche ausgeräumt sind. Die Staatsanwaltschaften in Österreich, Liechtenstein und der Schweiz werden die Öffentlichkeit auf dem Laufenden halten – genauso wie der Beschuldigte selbst, für den natürlich bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die volle Unschuldsvermutung gilt.

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